Mensch werden - mensch-sein.de

Die Evolution des Humanen - Globalisieren des Friedens - Welt im Gleichgewicht

 

- Neue Weltordnung? -

Fragen, Konsequenzen, Perspektiven

Wollen wir wirklich das alles, was uns von der Politik tagtäglich aufgetischt wird, oder wollen wir etwas ganz anderes, und wenn ja, was wollen wir eigentlich?

- Wollen wir den Kampf gegen den Terror wirklich bis zum sozial-ökologischen Offenbarungseid vorantreiben?
- Wollen wir im Kampf um die letzten Ressourcen der Welt die Menschenrechte vollends liquidieren?
- Wollen wir im Wettkampf der Tretmühlen zur Profiterwirtschaftung tatsächlich das Leben riskieren?
- Wollen wir wirklich bereits heute die Zukunft verkaufen, nur weil die öffentlichen Haushalte pleite und die politischen Vorgaben angeblich ohne Alternative seien? Wo ist denn der Reichtum geblieben? Wo sind die Alternativen verborgen?

zur Notwendigkeit, Fragen zu stellen....

Wolfgang Fischer

Weltbilder und Traditionen, die sich deshalb nicht bewährt haben, weil ihre Denk- und Empfindungsmuster in ein Handeln und Verhalten münden, das die Welt in den Ruin treibt, müssen sich prinzipiell in Frage stellen lassen. Sie müssen radikal analysiert werden.

Wie kann es sein, dass über Jahrhunderte hinweg die Verbundenheit allen Seins als Herzstück matriarchaler Spiritualität geleugnet oder lächerlich gemacht wird, während gleichzeitig von Menschen erwartet wird, ganz selbstverständlich an Unmögliches zu glauben, wie z. B. das leibhaftige Wandeln eines Gottessohns auf See oder das Verwandeln von Wein in Blut, das dann auch noch kannibalistisch anmutend verköstigt wird, oder die wundersame Geldvermehrung durch das Zinseszinssystem mit der damit verbunden Illusion grenzenlosen Wachstums? Diese Annahmen siedeln gänzlich jenseits physikalischer Gesetzmäßigkeiten, im Bereich der Spinnerei, des Wahnsinns im wörtlichen Sinne. Denn weder können Menschen über Wasser laufen, noch vermehrt sich Geld von sich aus, Geld ist nicht lebendig.

Wieso ertrinken an den Meeresgrenzen des heutigen Europas jährlich mehrere Tausend Menschen, obwohl die jeweiligen Positionen dieser Schiffbrüchigen durch lückenlose Satellitenüberwachung der NATO und der europäischen Regierung exakt bekannt sind? Diese Hoffnungslosen fliehen vor sozialen Verhältnissen in ihren Heimatländern, an denen Europa nicht schuldlos ist. Wie kann darüber hinaus daran gedacht werden, mit militärischen Mitteln jemals soziale Probleme lösen zu wollen?

Wo bleibt die Barmherzigkeit und Güte eines abendländischen Gottes, auf den sich heute noch viele Europäer in ihrer neuen Verfassung berufen wollen?

Weitere offene Fragen:

Warum rührt sich angesichts offensichtlichen Wahnsinns und Unrechts noch so wenig Widerstand? Warum lassen sich Menschen dermaßen in die Irre führen? Warum rührt sich heute angesichts der weiten sozialen Einschnitte gerade auch in der reichen, industrialisierten Welt nicht mehr Widerstand unter den Bevölkerungen? Warum nimmt ein überwiegender Teil der Menschen die wachsende Militarisierung der Gesellschaft und des internationalen Umgangs so gut wie unwidersprochen hin? Warum kann der „Krieg gegen den Terror" fast ungehindert selbst zum Terror gegen die Welt werden?

Warum bleiben soziales Chaos, tief greifende Umweltzerstörung und der weltweit im Schlepptau so genannter humanitärer Einsätze der internationalen Eingreiftruppen ansteigende Rauschgift- und Menschhandel so wenig thematisiert?

Warum erscheint selbst die betroffene Mehrheit der Menschen angesichts der zerstörerischen gesellschaftlichen Veränderungen wie gelähmt? Menschenrechtskonventionen werden ungestraft genauso mit Füssen getreten wie demokratische Grundprinzipien und der Umweltschutz. Warum lassen sich die Menschen die sozialen und humanitären Errungenschaften der letzten 100 Jahre so einfach wieder wegnehmen? Wo bleiben die Aufschreie angesichts der global an Rasanz zunehmenden Wettfahrt in den Abgrund der Barbarei?

Eine Antwort auf diese Fragen drängt sich auf:

Zu viele Menschen sehen keine Alternativen zu der vorgegebenen politischen Richtung. Sie glauben den Strategen der neofeudalen Weltwirtschaftsordnung, die unter massivem Einsatz der vom Kapital abhängigen Medien bis in die letzten Winkel der Erde hinein ihre angeblich alternativlose Politik predigen. Wie hypnotisch gelähmt gehen sie den politischen Scharlatanen auf den Leim. Zu viele Menschen sind dadurch ihrer Lebendigkeit, Eigenständigkeit und Wahrnehmung beraubt. Roboterhaft beschränken sich die Lebensäußerungen und -bedürfnisse vieler Menschen auf das Vorgegebene, das erwartete Funktionieren, Konsumieren und Unterordnen. Eigenständiges und kreatives Denken vollzieht sich nach 5000 jähriger Prägung und Begrenzung durch die verschiedenen Herrschaftsordnungen der Menschheitsgeschichte fast nur noch im Rahmen der dogmatischen Vorgaben des Patriarchats. Alternativen dazu scheinen schier unmöglich, so gut wie ausgeschlossen, undenkbar.

Dennoch gibt es diese grundlegenden Alternativen immer und zu jeder Zeit und sie schreien förmlich nach ihrem breiten Entdecktwerden, nach Anerkennung und Wiederbelebung.

Die globale Fahrt in den Abgrund der Barbarei weckt gefährlicherweise allerorts längst tot geglaubte extremistisch rechte Bewegungen und stärkt fatalerweise religiöse Fundamentalismen. Menschen suchen nach (Er)Lösung.

Emanzipation ad Humanum / mensch-sein.de möchte dazu anregen, Denk-Blockierungen zu lösen, die auf Selbstbeschränkung wie auch Fremdbehinderung beruhen. Die Texte und Gedankenführungen wollen Türen öffnen und Platz für Einsichten machen, die uralt und dennoch zukunftsichernd sind. Einsichten jenseits von Gewalt und Unterdrückung, Weichenstellungen hin zu einer solidarischen und gesunden Welt.

 

"Die Philosophie zur Sache der Menschheit zu machen, das war mein erstes Bestreben. Aber wer einmal diesen Weg einschlägt, kommt notwendig zuletzt dahin, den Menschen zur Sache der Philosophie zu machen und die Philosophie selbst aufzuheben; denn sie wird nur dadurch Sache der Menschheit, daß sie eben aufhört, Philosophie zu sein." (Ludwig Feuerbach)

Bestimmend für die Art und Weise der Organisation von Gesellschaften und dafür, wofür sie ihre Schaffenskraft aufwenden, sind neben den alltäglichen Bedürfnissen und Notwendigkeiten vermehrt intellektuelle Konstrukte für Letzterklärungen. Standen dabei früher die Religionen im Vordergrund, so prägen heute fast ausschließlich ökonomische Megaphilosophien die alltägliche Wirklichkeit, unabhängig von wirklichen Lebensbedürfnissen. Oft stehen sie diesen gar entgegen. In ihrem Mittelpunkt stehen der Glaube an Freiheit ohne Grenzen, an den freien Markt und dessen unbegrenztes Wachstumspotenzial sowie die selbstverständliche Annahme einer immanent agierenden Gewalt (gegen Natur, Schwache, Andersartige, Frauen, Freiheitskämpfer usw.). Diese Dogmen münden in eine Verschmelzung von Macht und Profit in den Händen Weniger. Das Denken und Handeln der Drahtzieher zeugt von zunehmendem Realitätsverlust, dessen Auswirkungen alle betreffen.

Nur ein verändertes Verhältnis zur Gewalt kann diesen Trend wenden. Der Bruch mit der gewaltbereiten Tradition unserer Zivilisation steht an. In diesem Sinne sollen hier gewohnheitsbedingte geistige Grenzen, die vom offenen Raum der Fülle der Natur trennen, analysiert und beschrieben werden, damit sie allgemein erkennbar werden. Denn: Wer würde versuchen, Grenzen zu durchbrechen, die als solche nicht wahrgenommen werden? Ideologisch einschränkende Verwaltungen und Religionen, die institutionalisiert sind, stellen mit ihren strategischen Manipulationen des menschlichen Geistes eine Gefahr dar, deren Ausmaß zu wenig beachtet wird: Für den Einzelnen erscheinen Begriffe wie Selbstbestimmung, persönliche Entscheidungsfreiheit, Freude und Frieden kaum mehr glaubhaft oder machbar.

Die meisten Menschen können sich die Wirklichkeit des Paradieses auf Erden nicht vorstellen.

Für etwas, das wir uns nicht vorstellen können, werden wir kaum unsere Kräfte mobilisieren. Dies ist der entscheidende Punkt für alle, die sich um eine bessere Welt bemühen. Deshalb steht er im Mittelpunkt der folgenden Überlegungen.

Weltbild und Denken,
das die Fülle der Natur für alle erhält

Vorwort

Weder ist die Natur grausam noch ist der Mensch schlecht. Und auch die Aussage, Gut und Böse seien unüberwindbar naturgegeben, ist schlichtweg falsch. Die Behauptung, es habe immer Krieg gegeben und von daher würde es auch immer wieder Krieg geben, offenbart einen irreführenden Fundamentalismus als Ausdruck mangelhafter menschlicher Reife.

Im Gegensatz zur menschlichen Gesellschaft kennt die Natur kein berechnendes Morden um sekundärer Interessen willen wie Reichtum oder Macht. Zynismus ist eine Erfindung des Menschen. Hinter einer vermeintlichen Grausamkeit der Natur verbirgt sich eine Ordnung zum Wohle des Ganzen. Die gesamte Natur wäre zum Tod verurteilt, würden ihre Teilnehmer die inhärenten Gesetze zum Erhalt der sie tragenden und nährenden Gleichgewichte nicht befolgen.

Die indigenen Völker der Welt beweisen bis heute eine tief verstandene Ehrfurcht vor der sie nährenden Natur. Bevor die ‚Zivilisation' sie im Laufe der letzten Jahrhunderte bis auf wenige Überlebende umbrachte, lautete ihre Warnung unabhängig von Zeit und Ort gleich lautend: Die Lebensweise des ‚Weißen Mannes' vernichtet seine eigene Existenz.

Die "Erbsünde" - ein Denkmuster mit katastrophalen Folgen

Schon als Kind konnte ich nicht verstehen, dass der Biss in den Apfel vom Baum der Erkenntnis verboten sein und fatale Folgen haben sollte. Der Genuss des Apfels konnte doch nicht zum Rausschmiss aus dem Paradies geführt haben, denn das Streben nach Erkenntnis, das Lernen also, das war doch das, was von mir verlangt war. Lernen sei das Fundament für die späteren Chancen im Leben. Wie kann der Griff nach Erkenntnis dann strafbar sein? Meine Antwort lautet: Erkenntnis und Streben nach Wissen, das Lernen also, kann niemals falsch sein. Fatale Konsequenzen allerdings können sich aus dem Umgang mit Erkenntnissen ergeben.

Zur Verdeutlichung meiner These beschreibe ich zwei unterschiedliche Wege im Umgang mit den Früchten vom Baum der Erkenntnis. Zunächst einen sich verselbstständigenden, von der Natur lossagenden und letztendlich tödlichen Weg und dann einen, der sich in ständiger sensibler Rückkoppelung zwischen Sein und Bewusstsein im natürlichen Rahmen in alle Zukunft weiter entwickelt.

Der widernatürliche Weg

Ordnungen, die auf Herrschaft und Unterdrückung beruhen, sind gegen eine natürliche, kreative und nach Vielfalt strebende Ordnung gerichtet. Ein durch sie erzielter Fortschritt wird einerseits unter Androhen von Strafe durch Anwenden von Gewalt und andererseits durch falsche Verheissung unbegrenzter Freiheiten erreicht. Derartiger Fortschritt wächst auf dem Boden menschlich noch unzureichender, oftmals patriarchal geprägter Vorstellungen und verwirklicht sich durch Zerstören natürlicher Vielfalt und Ganzheit.

Durch gewalttätiges Aufrechterhalten der Herrschaftsordnung festigt diese sich im Laufe der Jahrtausende. Sie wird verinnerlicht und kann von daher trotz Aufklärung und anderer Emanzipationsschritte von zu vielen Menschen noch immer als alternativlos, normal und scheinbar natürlich empfunden werden. Das Behindern und Zerstören der tatsächlich allem zugrunde liegenden natürlichen Ordnung wird von vielen völlig übersehen, von anderen billigend in Kauf genommen. Von Natur her vorgesehene Lernprozesse werden zum Erhalt der Herrschaftsverhältnisse verfälscht und die Kunst des Verfälschens wird als fortschrittliche Politik hingestellt. Eine Orientierung am Gesamtwohl wird dem Streben nach Vorteilen auf Kosten von Nachteilen geopfert und den Menschen als alternativlos verkauft.

Die Empfindung der Größe der auf diesem Boden gewachsenen globalen Notlage stellt alle Menschen ohne jede Ausnahme vor einen moralischen Imperativ, der ihnen aufträgt, lebensfeindliche Gesetze und Sitten zu brechen. Menschen, die sich dieser Lebenslüge entgegenstellen, weil sie Leben und Natur nicht verraten wollen, werden im Laufe der Geschichte immer wieder aus dem Weg geräumt. Sie müssen und werden sich durchsetzen oder aber es wird keine Menschen mehr geben.

Der Weg der Natur, die Evolution des Seins

Der andere Weg geht davon aus, dass Erkenntnis des Einzelnen aus reinem Überlebenswillen und selbstverständlicher Liebe zum Leben zum kollektiven Gut wird und zum Wohl des Garten Eden genutzt wird.

Schmerz und Freude im Umgang mit allem weisen einen klaren Weg, da es keine lebensfremden Interessen gibt, die den freien Fluss an Informationen behindern oder verfälschen. Das Leben bleibt an der Unversehrtheit des Ganzen orientiert. Ein allgegenwärtiges Berücksichtigen der Lebensgrundlagen aller sichert ein fortlaufendes natürliches Entwickeln und Vervielfältigen des Lebens, seiner Möglichkeiten, Fähigkeiten und Früchte im Überfluss des Garten Eden. Dieses Berücksichtigen ist Inhalt und Zweck aller Religion, der eigentlichen humanen und selbstverständlichen Kultur des Menschen. Da der Mensch aufgrund seiner Freiheiten von Geburt an weder genetisch noch instinktiv auf ein lebenserhaltendes Verhalten festgelegt ist, ist er im Gegensatz zur Pflanzen- und Tierwelt gezwungen, ein solches Verhalten zu lernen, will er überleben. Falls er am Überleben interessiert ist, muss er eine planetare Kultur entwickeln, die, an den Traditionen indigener Kulturen anknüpfend, das Ökologisch-Soziale fördert und das ökologisch-sozial Schädigende ächtet. Eine solche Kultur setzt die Tradition genetischer Kreativität fort. Eine solche Kultur ist konservativ kreativ. Eine solche Kultur ist das Gegenteil der heutigen alles verbrauchenden und vernichtenden liberalistischen Lebensweise.

Rahmenbedingungen des natürlichen Seins

Wenn wir vom paradiesischen Sein des förderlichen Miteinander aller Lebenspartner ausgehen, so lässt sich dieses nicht weiter erhöhen. Die Natur ist perfekt organisiert und sie entwickelt sich im Sinne der ihr inhärenten kreativen Totalität. Alles ist im Sinne des Gesamtwohls miteinander verbunden. Die Qualität dieses Seins ist kreativ im Sinne einer wachsenden Diversifizierung sowohl der physischen Strukturen wie auch ihrer Möglichkeiten und Fähigkeiten. Erst der freie Wille des Menschen bringt Unwägbarkeit in diesen Zusammenhang und kann das Sein bis zur drohenden Vernichtung erniedrigen.

Gehen wir vom realen gesellschafts-politischen Sein aus, so kann Freiheitsliebe nur dazu führen, die destruktive und verlogene Art von patriarchal/historisch geprägter Wirklichkeit in eine andere Wirklichkeit zu wandeln, die feinfühlig von den jeweiligen Notwendigkeiten her geprägt wird. Diese Wandlung zielt auf das volle Entwickeln der Menschlichkeit, sie ist emanzipatorisch.

Im Gegensatz zum Ansatz politischer Theorien, die lediglich eine Veränderung der Besitzverhältnisse und damit der Machtverhältnisse zum Ziel haben und im Gegensatz zum Ansatz jener Religionen, die kleingläubig oder mit Absicht die göttliche Identität allen Lebens leugnen und dadurch Ausbeutung und Leid Tür und Tor öffnen, setze ich tiefer im Menschen an. Mich interessiert die Frage, welches sind die hintergründigen Zusammenhänge, die dazu führen, dass der Mensch eher monströse Wirklichkeiten schafft und akzeptiert, als bereit ist, zu glauben, das Paradies auf Erden zu haben.

Mir ist klar geworden, dass es die kulturellen Bedingungen und geistig-spirituellen Ausrichtungen sind, die unter Einfluss natürlicher Faktoren (Klima, Geologie, Kosmos) erfahren und auch durch willentliche Faktoren (Freiheit der Entscheidung) geschaffen werden und die dann die Rahmenbedingungen für die weitere Entwicklung des Einzelnen wie der Gesellschaften bilden.

Im glücklichen Fall einer selbstverständlichen Ausrichtung auf Allgemeinwohl, auf Natur und ihre Gesetzmäßgkeit, auf transzendentale Erfahrungen und Einlassen auf die kosmische Realität bleiben diese Rahmenbedingungen naturförderlich, matriarchal, indigen, göttlich, kreativ, ganz und heil, auf das Leben beschränkt, dem Leben geweiht. Leben als solches ist Liturgie voller Pracht und Fülle.

Alternativ, als Ersatz für den glücklichen Fall, herrschen erzwungene, anerzogene Ausrichtungen auf imaginierte Ziele, auf Vorstellungen, denen Natur, Lebensvielfalt und Integrität geopfert werden, auf metaphysische Vorgaben, die jenseits aller physikalischen Möglichkeit liegen und die eine kosmische immanente Ordnung leugnend, willkürliche Ordnungen voraussetzen oder konstruieren - wie in den patriarchalen, monotheistischen Kulturen, auf denen gewaltgewohnte Zivilisationen aufbauen -, die aufs Elitäre hinaus wollen, vorteilhaft nur für wenige, auf Kosten von Nachteilen für alle anderen - widernatürlich aus sich heraus, lebensverachtend, parasitär, spaltend und kriegerisch, letztendlich der Vernichtung geweiht. Leben wird hier zur Lebensbewältigung, aus Wahnvorstellungen heraus werden Pracht und Fülle der Natur zerstört.

Für alle Menschen guten Willens kann es heute um nichts anderes gehen, als zur Schaffung von kulturellen Bedingungen beizutragen, die dem Überleben dienen. Es gilt, Nebel und Schatten aufzulösen, die durch falsche oder unzureichende Lebensauffassung, Fehlverständnis von Religion, Glauben, Politik, Ideologie und Menschenbild eine Kultur verneinen, die uns seit Menschengedenken fördert und auch zukünftigen Generationen dient. Eine solche Kultur bietet Raum und Möglichkeit zur Bildung offener Mentalität empfindsamer und verantwortungsbewusster Menschen, die das Leben nicht länger zweitrangigen Interessen opfern, da sie immer den Preis fühlen, den sie dafür bezahlen. Von daher ist Erfahrung so wichtig, sie braucht nicht eingeschränkt zu werden. Haben wir nur Vertrauen! Ein sensibles Lernen kann auf niedrigen Ebenen von Schmerz und Zerstörung erreicht werden, je eher im individuellen Leben, um so besser. Nur auf diesem Weg kann der globale Holocaust gestoppt werden.

Wir ersparen uns nur dann Verlust und Zerstörung in den exponentialen Extremen von Wachstumswahn und Zahlenfetischismus, wir entkommen nur dann der Gefangenschaft im Spannungsfeld von Gut und Böse, dem Schlachtfeld von Kuruksetra der vedischen Literatur, wir entrinnen nur dann dem selbstinszenierten globalen Alptraum, wenn wir zu einem Verhalten finden, das sich durch Würde und Achtung vor dem Leben des anderen auszeichnet. Erst die soziale Dimension, ihre Vielfalt, Freude und Fülle macht das Leben lebenswert und sicher. Fördern wir sie im eigenen Interesse.

Das Paradies ist dort, wo wir die Grenzen der Natur und ihre Gesetze respektieren.

Wolfgang Fischer
(pdf-version)

Emanzipation ad Humanum und mensch-sein.de

 Es gibt Dinge, die mußt du tun,
damit du überhaupt ein Mensch bleibst,
auch wenn der Erfolg nicht direkt sichtbar wird
.
(Dorothee Soelle)

 

GLOBALER MARSHALL PLAN

Der Globale Marschall Plan vereint 3 verschiedene Potenziale. Das Bündeln eines breiten Spektrums alternativer, sich ergänzender Strategien schafft im Sinne gesunder ökologischer wie sozialer Gleichgewichte die Möglichkeit, gegen die konzern- und kapitalgesteuerte Globalisierung an Kraft zu gewinnen:

1. das Potenzial der weltweit vielfältigen Grasswurzel Bewegungen und ihre Ideen zu sozialer wie lokaler Wieder-Aneignung

2. das Potenzial all jener Menschen in den Institutionen der Weltwirtschaft und Politik, die sich bereits von elitären, ausschließenden und destruktiven Verhaltensweisen befreit haben und die von daher dazu fähig sind, die Fehlentwicklungen einer "full spectrum dominance (totalen Vorherrschaft)" durch weise Doppel-Strategien abzuwenden

3. das Potenzial des intellektuellen interkulturellen wie interreligiösen Dialogs, der ein das Zusammenleben förderndes Weltbild formt und eine lebensrettende Kultur jenseits von Gewalt und Unterdrückung entstehen lässt.

Das Vereinen dieser Vorgehensweisen verwirklicht einen dringend notwendigen ganzheitlichen Ansatz gegen die wachsenden selbstverschuldeten globalen Bedrohungen. - Die indigenen Völker der Welt beweisen bis heute eine tief verstandene und selbstverständliche Ehrfurcht vor der sie nährenden Natur. Bevor die ‚Zivilisation' sie im Laufe der letzten Jahrhunderte bis auf wenige Überlebende umbrachte, lautete ihre Warnung unabhängig von Zeit und Ort gleich lautend: Die Lebensweise des ‚Weißen Mannes' vernichtet seine eigene Existenz.

Es liegt an uns zu beweisen, dass wir fähig sind zu lernen und unsere Lebensweise zu verändern. Ein wichtiger erster Schritt, um den Globalen Marshall Plan zum Erreichen der Millenium-Entwicklungsziele der UNO und darüber hinaus zu unterstützen, ist das Einholen von weiteren Informationen.

"Konzerne eignen sich die Welt an"
- über Hunger, Verschuldung und die Rolle der Welthandelsorganisation

(pdf)

ein Interview von Ralf Willinger mit Jean Ziegler
FR 5.1. 2006 - http://www.fraktuell.de/fr_home/startseite/?cnt=780125

Jean Ziegler - Schweizer Soziologe und UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung, warnt vor einer Refeudalisierung der Welt. Multinationale Konzerne sind für ihn die neuen Kolonialherren, die die "Massenvernichtungswaffen" Hunger und Verschuldung einsetzen. Ihre willigen Helfer WTO und IWF sollten aufgelöst werden.

- Frankfurter Rundschau: Herr Professor Ziegler, in Ihrem neuen Buch "Das Imperium der Schande" sprechen Sie von einer Refeudalisierung der Welt. Was meinen Sie damit?

-Jean Ziegler: In den vergangenen Jahrzehnten sind auf der Erde unglaubliche Reichtümer entstanden, der Welthandel hat sich in den letzten zwölf Jahren mehr als verdreifacht, das Welt-Bruttosozialprodukt fast verdoppelt. Zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit ist der objektive Mangel besiegt und die Utopie des gemeinsamen Glückes wäre materiell möglich. Doch gerade jetzt findet eine brutale, massive Refeudalisierung statt. Die neuen Kolonialherren, die multinationalen Konzerne - ich nenne sie Kosmokraten - eignen sich die Reichtümer der Welt an. Diese neue Feudalherrschaft ist 1000-mal brutaler als die aristokratische zu Zeiten der Französischen Revolution.

-Wie funktioniert diese Feudalherrschaft im 21. Jahrhundert?

- Die Legitimationstheorie der Konzerne ist der Konsensus von Washington. Danach muss weltweit eine vollständige Liberalisierung stattfinden. Alle Güter und Dienstleistungen in jedem Lebensbereich müssen vollständig privatisiert werden, öffentliche Güter wie Wasser gibt es nicht. Auch die Gene der Menschen, Tiere und Pflanzen werden in Besitz genommen und patentiert. Alles wird dem Prinzip der Profitmaximierung unterworfen. Dabei setzen die Konzerne zwei Massenvernichtungswaffen ein, den Hunger und die Verschuldung. Das Resultat ist absolut fürchterlich. Die Zahl der Hungernden steigt in absoluten Zahlen immer weiter an. Im vergangenen Jahr sind nach dem Welternährungsbericht jeden Tag 100 000 Menschen an Hunger oder seinen unmittelbaren Folgen gestorben. Und dies, obwohl die Weltlandwirtschaft schon heute - ohne Gentechnik - problemlos zwölf Milliarden Menschen ernähren könnte, also das doppelte der Weltbevölkerung, wie derselbe Bericht feststellt. Ein Kind, das heute an Hunger stirbt, wird ermordet.

- Was muss passieren, um diese mörderische Entwicklung zu stoppen?

- Zuerst muss die theoretische Legitimation dieses Systems zerstört werden, der Konsensus von Washington, die Wahnidee von der Ökonomisierung der Natur. Dann muss es einen Aufstand des Gewissens geben gegen die kosmokratische Minderheit, die die Welt beherrscht. Denn die heutige kannibalische Weltordnung ist das Ende sämtlicher Werte der Aufklärung, das Ende der Grundwerte und der Menschenrechte. Entweder wird die strukturelle Gewalt der Konzerne gebrochen, oder die Demokratie ist vorbei und der Dschungel kommt. Es ist eine Existenzfrage.

- Welche Rolle spielen die Welthandelsorganisation WTO und der Internationale Währungsfonds IWF in dieser Weltordnung?

- Leider sind WTO und IWF die zwei entscheidenden Organisationen für die Nord-Süd-Beziehungen. Bei beiden wird der neoliberale Konsensus von Washington dogmatisch durchgesetzt. Beide sind willige Helfer der Kosmokraten, sie müssen aufgelöst werden. Denn jeden Tag sterben Menschen wegen ihrer Politik. Im Niger etwa stehen heute 3,6 Millionen Menschen am Abgrund. Der IWF hat die Bildung von Lebensmittelreserven letztes Jahr verhindert. Jetzt hat er verboten, dass Hirse gratis verteilt wird, weil dies marktverzerrend sei. Das ist mörderisch.

- Wie beurteilen Sie das Ergebnis des WTO-Gipfels in Hongkong?

- Es ist ein kosmetisches Minimalergebnis, das den ärmeren Ländern kaum nützt. In wichtigen Fragen, wie beim Baumwollstreit, gab es keine Einigung. Der in Hongkong beschlossene Abbau der Exportsubventionen im Agrarbereich kommt viel zu spät, erst 2013. Und die Produktionssubventionen in den USA und der EU bleiben bestehen. Damit kann die skandalöse Dumpingpolitik fortgesetzt werden: Lokale Märkte in Entwicklungsländern werden weiter durch subventionierte Billigprodukte aus der EU und den USA zerstört. So werden Sie etwa auf dem Markt in Dakar im Senegal auch in Zukunft europäisches Gemüse zu einem Bruchteil des einheimischen Preises kaufen können. Die Bauern dort haben keine Chance. Und auch die Zusage an die allerärmsten Länder, in Zukunft ohne Zollschranken in die Industrieländer exportieren zu können, hat einen entscheidenden Haken: Sie soll nur für 97 Prozent der Produkte gelten. Die für die einzelnen Entwicklungsländer entscheidenden Produkte können so gezielt ausgeschlossen werden. Zum Beispiel wird Japan weiterhin 750 Prozent Importzoll auf kambodschanischen Reis erheben können.

- Wieso können die Industrieländer in der WTO immer wieder ihre Interessen durchsetzen?

- Die WTO-Regeln sind unfair, es sind diskriminierende, intransparente Erpressungsmechanismen. Die EU, USA, Kanada, Australien und Japan, die 81 Prozent des Welthandels kontrollieren, diktieren den Verhandlungsprozess. Die so genannte Konsensregel - alles muss einstimmig beschlossen werden - ist eine reine Lüge: Sie nützt den Reichen, die einen Konsens mit wirtschaftlichen Versprechungen oder Drohungen erzwingen können. Zudem haben viele ärmere Länder gar nicht die finanziellen Mittel, an den langwierigen Verhandlungen ständig teilzunehmen und sind schlecht informiert. Ich bin für Welthandelsregeln, aber nicht für diese. Stattdessen muss es gerechte Regeln geben: frei ausgehandelt, ohne Zwang, nach den Prinzipien von Fairness und Transparenz.

- Sehen Sie auch positive Entwicklungen?

- Ja, das Bewusstsein weltweit steigt. Schon beim WTO-Gipfel in Cancún und jetzt in Hongkong hat eine neue, erfolgreiche Symbiose stattgefunden zwischen Zivilgesellschaft und den Delegationen der Entwicklungsländer. Die Zivilgesellschaft wird immer stärker in der Welt.


EMANZIPATION HUMANUM


Mensch werden: mensch-sein.de, Version Januar 06 - Kritik, Anregungen zu Form und Inhalt, Dialog erwünscht, Übersetzung in andere Sprachen erwünscht, Kontakt: impressum


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