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"Betrachten wir den Zustand des Planeten, so beweist sich das kapital-orientierte neoliberale "Laisser faire" als staatlich sanktionierter Vandalismus"

BSE und weiterer Wahnsinn

 

Politiker und ihre falschen Auftraggeber

von Wolfgang Fischer

(pdf. Druckversion) ( spanisch ) (englisch)

 

Angesichts der Geschehnisse um BSE können die letzten Hoffnungen begraben werden, von der politischen Kaste Verantwortung oder Kompetenz zu erwarten.

Wer sich einen Rest an kritischem Verstand angesichts allen politischen Wahnsinns rundherum erhalten konnte, ist der Redlichkeit halber gezwungen, sich gegen das herrschende politische System zu wenden. Andererseits besteht die Gefahr, von den politischen Lügen gänzlich betäubt, gewollt oder ungewollt am Schlachtopfer des Lebens zugunsten des Kapitals mit schuldig zu werden.

Auf nationaler wie europäischer Ebene zeigt sich immer deutlicher, daß nicht das Wohl der Bürger und der Erhalt der Lebensgrundlagen im Blickfeld der Politik liegt, sondern allein noch das Wohl eines unersättlich scheinenden Agro-Industrie-Kapital-Konglomerats. Weltweit ist dieselbe Tendenz offensichtlich. Ist das MAI (Multilaterales Abkommen für Investitionen) zunächst gescheitert, wird jetzt jedoch über WTO, ‚humanitäre Kriege' und andere scheinheilige Aktionen wie dem Plan Colombia versucht, die Weichen entgegen den Lebensbedürfnissen für das Kapital zu stellen.

Wenn bislang auf nationaler Ebene wenigstens noch der Anschein und die Fassade demokratischer Legitimation der Politiker gewahrt blieb, wird auf europäischer Ebene gar nicht erst versucht, diesen Schein zu wahren. Neue EU-Mitglieder müssen sich neoliberalen Gesetzeswerken und Bestimmungen beugen, die jeglichem Demokratieverständnis widersprechen und die gewachsene und bewährte soziale Strukturen zerstören. Doch beweist beispielsweise die am Parlament vorbei klammheimlich vollzogene Umstrukturierung der zur Landesverteidigung verfassungsgemäß konzipierten Deutschen Bundeswehr in eine extraterritorial einsetzbare Militärmacht, daß auch auf nationaler Ebene demokratische Prozesse als nur noch hinderlich angesehen werden und von daher konsequent mißachtet werden.

Vom Volkeswillen niemals legitimierte Personen und Institutionen schaffen Richtlinien und Gesetzeswerke, die bar jeder sinnvollen Regulationsfunktion des Allgemeinwohls sogar nationales, demokratisch gewachsenes Recht brechen können. Wir brauchen uns nur das Lebensmittelrecht oder die Reinheitsbestimmungen für Atemluft und Trinkwasser anzuschauen, um zu sehen, wie wir alle betrogen werden und das letztendlich mit unserer Gesundheit bezahlen; mittlerweilen bereits gar mit der Gesundheit unserer Kinder und Kindeskinder.

Sollte Politik eigentlich die Leitlinien für eine gesunde Entwicklung des Allgemeinwohls setzen und sensibel darüber wachen, daß von keiner Seite her dieses Allgemeinwohl und dessen Grundlagen zu Schaden kommen, so zeigt neben der Liberalisierung der öffentlichen Hand und der Privatisierung sozial notwendiger Strukturen insbesondere die neuerlich ins Haus stehende Privatisierung der Universitäten und Schulen, daß den Politikern nichts mehr heilig ist. Lehrinstitute als der geistige Nährboden jeder neuen Generation sollen, in GmbH's verwandelt, Gewinne abwerfen oder von Industrie oder anderen Interessengruppen unterstützt werden (1). Wer glaubt, die Freiheit der Lehre bliebe davon unberührt, verkennt die Realität der Interessen der Geldgeber. Neben der einseitigen Information seitens der Medien gefährdet interessenbegünstigte Schwerpunktbildung in der Lehre das freie geistige Potential als Garant der Bewältigung eines immer komplexer werdenden Alltags mit seinen wachsenden Bedrohungen. Eine Gefährdung der Lehrfreiheit durch Erzeugen finanzieller Abhängigkeiten führt zwangsläufig zur Beeinträchtigung der lebensnotwendigen Kritikfähigkeit. Derartige Manipulationen an den Grundfesten freier Gesellschaften beweisen, daß sich Politik längst um grundsätzlich andersgelagerte Ziele bemüht.

Politiker handeln im Auftrag der Industrie, sie haben sich in eine finale Abhängigkeit vom Kapital begeben. Ein Handeln im Auftrag der Wähler entlarvt sich als Lüge.

Ein Runder Tisch Europäischer Industrieller (ERT, European Round Table of Industrialists) bestimmt letztendlich, wohin das Schiff Europa ohne jegliche demokratische Kontrolle und vielfach gegen das Interesse des Allgemeinwohls steuert.

Neben vielen anderen Skandalen liefern auch die BSE Skandale seit Jahren den Beweis der zu System gewordenen Verantwortungslosigkeit und Raffgier der Akteure, hier der Fleisch- und Pharma-Mafia.

Anstatt mit dem Ziel der Gefahrenerkennung und -beseitigung auf breiter wissenschaftlicher Ebene offen zu forschen, die Forschungsergebnisse auszutauschen und zu diskutieren wird konsequente Desinformation betrieben. Wissenschaftler und Tierärzte werden auf theoretischer wie praktischer Ebene behindert, bedroht (Dr. Margit Herbst in Schleswig Holstein) und gar ermordet (Tierarzt gegen Antibiotika-Mafia in Belgien). Informationen werden gefälscht oder nicht veröffentlicht, nur um der Agro/Pharmaindustrie aufkosten der allgemeinen Gesundheit und Unversehrtheit nicht zu schaden. Das System hat Erfolg: BSE und verwandte Erkrankungen des Menschen breiten sich aus und wichtige Fragen werden nicht gestellt.

- Wer hinterfragt heute den Seuchencharakter von BSE, obwohl ein Erreger bislang nicht nachgewiesen werden konnte?

- Wer weiß um die offenen Fragen hinsichtlich der Prionen und deren Herkunft? Die in 'raum&zeit' 1996 publizierte These, Prionen seien nicht die Ursache sondern bereits selbst Folge einer Vergiftung durch ein Neurotoxin (Phosmet) wird offiziell boykottiert und findet in den übrigen Medien kaum Widerhall. (siehe auch den Grundsatz-Beitrag: BSE / AIDS / Hepatitis C - Infektions- oder Intoxikationskrankheiten?, von Claus Köhnlein)

Im Falle des Nachweises einer Intoxikation stünden der Herstellerfirma aus dem Pharmasektor Haftungsansprüche in Milliardenhöhe ins Haus. Eine Seuche oder Infektion dagegen ist Ausdruck höherer Gewalt, ist Schicksal!

Sind wir dem Schicksal ausgesetzt oder sind wir von Risiken betroffen, die seitens der Politiker ganz bewußt inkauf genommen werden?

Die englische Regierung geht ganz offiziell seelenruhig davon aus, daß infolge des BSE-Risikos etwa 250000 Menschen den Tod finden werden. Mit welchem Recht eigentlich fordern heute deutsche Politiker, der Verbraucher müsse für BSE-Tests aufkommen, wolle er doch qualitativ hochwertiges Fleisch? Trägt denn der Verbraucher Schuld an der sich ausbreitenden Misere oder sind nicht doch tatsächlich die Politiker, die jahrelang jegliche Gefahr geleugnet haben, die wahrhaft Schuldigen? Wer nimmt sie in Verantwortung, wenn nicht endlich die Bevölkerung?

Artikel 20 des Deutschen Grundgesetzes lautet: "Die Bundesrepublik Deutschland ist ein demokratischer und sozialer Bundesstaat. Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus. ... Die Gesetzgebung ist an die verfassungsmäßige Ordnung, die vollziehende Gewalt und die Rechtsprechung sind an Gesetz und Recht gebunden. Gegen jeden, der es unternimmt, diese Ordnung zu beseitigen, haben alle Deutschen das Recht zum Widerstand, wenn andere Abhilfe nicht möglich ist."

Europäisches Recht, das gegen das verfassungsmäßige Recht einzelner Mitgliedsstaaten verstößt, verkommt zum Unrecht. Und nicht zuletzt die Charta der Grundrechte der Europäischen Union beweist den qualitativen Rückschritt des Rechts: Wer einen besonderen Willens- und das heißt hier: Gnadenakt der Europäischen Union daraus macht, Menschenwürde "auch" den Alten, "auch" den Kindern zuzusprechen, hat die nach der deutschen Verfassung unantastbare und unteilbare Menschenwürde des zur Freiheit bestimmten Wesens schon geteilt und angetastet.

Es wäre heilsam, den Politikern und den Parteien neben anderen Aktionen auch durch Boykott der Wahlen jegliche Legitimation zu entziehen. Vielleicht kann ein durch Verlust des letzten Feigenblattes der Demokratie drohendes Bloßgestellt-Werden sie an ihren eigentlichen Auftrag und ihre Auftraggeber erinnern.

Machen wir es wahr: Alle Macht geht vom Volke aus!

  1) in Österreich gibt es in Reaktion auf solch neoliberale Bestrebungen bereits einen Aufruf:
"Universitätsgesetz 2002: Nicht in meinem Namen!" Hochschulreform ja, aber in die umgekehrte Richtung!

 Literaturvorschlag:

- Belen Balanya, Ann Doherty, Olivier Hoedeman, Adam Ma' anit & Erik Wesselius, EUROPE INC: Regional & Global Restructuring and the Rise of Corporate Power. London, Pluto Press, 2000
deutsch: "Konzern Europa - Die unkontrollierte Macht der Unternehmen", 392 Seiten, Broschur, sFr/DM 36.-; öS 263.- (ab 2002: 18 Euro), ISBN: 3-85869-216-6, Rotpunkt Verlag
- Veronika Bennholdt-Thomsen, Nick Faraclas und Claudia von Werlhof (Hg), There is an Alternative. Subsistence and worldwide Resistance to Corporate Globalization, London, zed press, 2001

siehe auch: Selbsternannte Heilsbringer propagieren die Globalisierung, Zum Streitgespräch von GlobalisierungsgegnerInnen mit dem WEF am 2.7. 2001 in Salzburg, von Claudia von Werlhof

- Maria Mies, Globalisierung von unten, Hamburg, Rotbuch, 2001 - Netzwerk gegen Konzernherrschaft und neoliberale Politik

- Als Zip-Datei liegt eine ausgezeichnete Zusammenschau zum Thema BSE von Sabine Macht (sabine.macht@t-online.de) vor unter: http://www.unet.univie.ac.at/~a9320089/zusammenschau_BSE.zip

- Wodurch entsteht BSE? Alternative Forschungsergebnisse deuten nicht auf eine Seuche, sondern auf Umweltgifte, Jürgen Krönig, aus Berliner Republik, 3.Jg., Heft 2/2001, S. 80-89 (MS-Word.doc - Datei, 12 S.)

- Wahnsinn mit Methode, zur Lage der Landwirtschaft und deren Konsequenzen von Claudia Schievelbein und Wolfgang Hassenstein - Turbomilch von Teeniekühen, Gen-Soja aus Übersee, Pestizide allüberall, Begrünte Mülldeponien, Schweineleben, Verzuckerte Zölle, Der blutige Weg zum Ei

Praktische Grundlagen zum Wiedererlangen der natürlichen Fruchtbarkeit der Erde, Josef Braun

Über die Wandlung eines Landwirts herkömmlicher Prägung zum BioLand-Bauern, Josef Braun

sie auch: Aufruf Demokratie jetzt! Wir boykottieren die baden-württembergische Landtagswahl!, Initiative Wahl-Boykott (03. 2001)

 

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Emanzipation Humanum, Version 6. 2001 , Kritik, Anregungen zu Form und Inhalt, Dialog sowie unveränderter Nachdruck bei Quellenangabe und Belegexemplar erwünscht. Übersetzung in andere Sprachen erwünscht. Kürzungen und Änderungen nach Absprache möglich.

http://emanzipationhumanum.de/deutsch/dissidenz.html

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