Wollen
wir nicht erst durch finale Katastrophen zur Änderung
von Lebensweise und politischer Zielsetzung gezwungen
werden, dann ist eine Analyse der weltweiten
Zusammenhänge, die das Leben betreffen, dringend
geboten. Hierdurch gelangen wir zu einer nachvollziehbaren,
mit der Natur in Harmonie stehenden Theorie, die dann
aufgrund der ihr innewohnenden Stimmigkeit attraktiv genug
ist, um zum Ausgangspunkt zielstrebigen Handelns zu werden.
DIE
VISION VOM
GANZEN UND
HEILEN
Eine
Vision vom Zusammenhang allen Lebens
Wolfgang
Fischer
(pdf.Druckversion)
( spanisch
) ( englisch
)
Durch
Beschreibung (I) und durch Aufdecken ihrer Wurzeln und
inneren Zusammenhänge (II) soll diese Vision
nachvollziehbar und die Möglichkeit ihrer Realisierung
konkreter werden. Die vorgestellten Thesen wollen widerlegt
oder bestätigt werden. Wissenschaft wie Religion als
Felder gepachteter Wahrheiten sind genauso zu konstruktiven
Beiträgen aufgerufen, wie jeder Einzelne, dem am Herzen
liegt zu begreifen, was Menschlichkeit bzw. Menschsein
bedeutet.
(I)
Es
ist eine Vision des Miteinander von Mann und Frau, eine
Vision vom Ende der weltweit auf patriarchalem Boden
gewachsenen Gefühlskälte. Es ist eine Vision vom
Beginn empathischen Gefühls für den Wert des
Mitlebens, eine Vision vom Beginn weltweiter
Zusammenarbeit.
Es
ist eine Vision vom Ende eines tödlichen Machtkampfs,
der immer noch gern damit begründet wird, es liege in
der Natur der Tiere, um ihren Fortpflanzungsvorteil zu
kämpfen (wobei sich der Mensch andererseits als
haushoch über den Tieren stehend und vom Reich der
Natur abgenabelt wähnt!).
In
dieser Vision finden die Menschen zu ihrer vorbestimmten
Identität als Menschen. Sie finden nach Jahrtausenden
scheinbaren Abgespaltenseins endlich zum Frieden
untereinander und mit der übrigen Natur. Desweiteren
sind sie durch die alle höheren Lebensformen
tödlich bedrohenden Folgen inhumaner Ziel- und
Wertvorstellungen zur Erweiterung ihres geistigen Horizonts
genötigt.
Die
krankhafte Vorstellung von einem "voneinander
Getrennt-Sein", von einem "Anders-" bzw. "Besser-" oder
"Höher-Sein" als der andere mit allen mörderischen
Folgen entspringt einer bi-polaren Freund/Feind-,
schwarz/weiß -, gut/böse - Mentalität, die,
als eine Vorstufe zu humaner Reife, überwunden werden
muss. Aus der menschlichen Vielfalt heraus kann jede/r einen
ganz besonderen Beitrag zum "Ganzen" leisten.
Das
Erkennen eines gemeinsamen Ursprungs aller Lebensformen auf
der Erde und das Wissen um die identischen physikalischen
Gesetzmäßigkeiten im gesamten Kosmos führen
zum Akzeptieren der eigenen, spezifisch humanen
Verantwortung.
Das
Abschieben eigener Verantwortung auf Götter oder
Schicksal" hat ein Ende - und damit auch die Ohnmacht der
Unterdrückten. Das bewußte Aufgeben des
Herrschafts- und Machtprinzips zugunsten einer Kooperation
zum Wohl aller Beteiligten setzt wichtige Potentiale frei,
die bislang zur Aufrechterhaltung des Weltwirtschaftsordnung
genannten Unrechtsystems mißbraucht werden; eines
Systems, das im Namen von angeblicher Humanität oder
vermeintlichem Fortschritt - ja, auch verkannter
göttlich gewollter Ordnung"- eine Minderheit
materiell reich werden läßt aufkosten weltweit
zunehmender Hab- und Obdachlosigkeit, und in dem eine
wachsende Vielfalt von Lebensformen der allgemeinen
Profitgier und Machtsucht zum Opfer fällt.
Dieses
Unrechtsystem maßt sich in krankhaftem Wahn auch noch
an, alternativlos zu sein! Dadurch versucht es sich auf eine
göttliche Ebene" zu stellen: einzigartig und gut,
bedingungslosen Glauben einfordernd. Das Kapital wird von
seinen Hohepriestern im Internationalen Währungsfond,
in der Welthandelsorganisation, in der Weltbank, im
Weltwirtschafts, in der Europäischen Gemeinschaft und
anderen Organisationen zum alleinigen Heilsbringer
gekürt und durch seine Vasallen, die Politiker der
Nationalstaaten, zum Verdrängen natürlicher
sozialer Verantwortungsbereitschaft
ermächtigt.
Soziale
Verantwortlichkeit ist das Ergebnis einer Entwicklung von
den Anfängen des Denkens über die Thesen von
Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit bis hin zu
effizienten Sozialsystemen für Krankheit, Alter und
Notfall. Es bedeutet einen gewaltigen Rückschritt, dass
diese in den reichen Nationen längst erkämpfte
Verantwortlichkeit letztlich völlig dem Gewinnstreben
des Kapitals unterstellt worden ist. Elitäre
Nutznießer des Kapitals verspielen im Gewand von
Neoliberalismus und Globalisierung die humanen
Errungenschaften der letzten Jahrhunderte. Dabei schonen die
internationalen Profiteure niemanden mehr: die soziale
Situation der in der Peripherie lebenden Mehrheit der
Weltbevölkerung wird immer hoffnungsloser.
In
der allgemeinen Verelendung erwachen Begriffe wie
Subsidiarität oder Solidarität. Sie knüpfen
an ganzheitlich orientierten vorpatriarchalen Traditionen
an, in denen Frauen wie heute die Hauptlast des
gesellschaftlichen Fortbestands trugen - mit dem
entscheidenden Unterschied jedoch, daß damals diese
Leistung anerkannt war.
(II)
Der
Mäander ist seit Alters her in vielen Weltkulturen als
Symbol der Generationenfolge bekannt. Seine Eckpunkte lassen
die Molekularstruktur der Erbsubstanz DNS erahnen. Über
die bekannte inhaltliche Analogie von Mäander und DNS
hinaus weist die Zeichnung auf deren versteckte strukturelle
Analogie hin. Erst dadurch, dass die Wissenschaft vor
wenigen Jahrzehnten die Molekularstruktur der DNS entdeckt
hat, ist die im Mäander verborgene Information
nachvollziehbar geworden.
So
undurchschaubar oder verwirrend die Natur und unser Dasein
erscheinen, ihre Komplexität sollte uns nicht davon
abhalten, klare und einfache Zusammenhänge zu suchen.
Im Folgenden soll versucht werden, auf einige dieser
grundlegenden inneren Zusammenhänge aufmerksam zu
machen, um einen Sinn erkennbar werden zu lassen und daraus
eine Orientierung für die Zukunft ableiten zu
können.
Auf
universalen physikalischen Elementarkräften,
Grundgesetzen und Konstanten aufbauend, läßt sich
eine Entwicklung vom Einfachen zum Vielfachen und Komplexen
beobachten: von den Grundfaktoren der Materie und Energie,
den Quarks, Leptonen, Bosonen über die Protonen,
Neutronen und Elektronen bis hin zur Atomstruktur der
Elemente, von den einzelnen Atomen bis hin zur Kristall-
oder Metallstruktur, von den einzelnen Atomen bis hin zur
hochmolekularen Struktur der Erbsubstanz DNS - bis hin zu
den Organstrukturen des Einzellers - zu den geweblichen
Strukturen des Pflanzen- und Tierreichs, und auch von den
einzelnen Atomen bis hin zu den körperlichen und
seelischen Strukturen des Menschen: die Entwicklung geht
immer vom Einfachen zum Hochkomplexen.
Wie
anhand der Beispiele ersichtlich, bringt die Entwicklung von
Stufe zu Stufe nicht nur ein mehr" sondern immer auch
ein mehr und anders". Neben der Quantität
entwickelt sich auch die Qualität. Die Idee, daß
eine solche Entwicklung zunehmender Komplexität und
Qualität beim Menschen beendet sei, mutet angesichts
der Gesamtentwicklung recht naiv an.
So
verschiedenartig die einzelnen Elemente der
Gesamtentwicklung im zeitlichen Längsschnitt und im
Querschnitt zu einem Zeitpunkt auch erscheinen mögen,
alle unterliegen denselben universalen Gesetzen. Bezogen auf
das Leben kommt ein weiterer verbindender Faktor hinzu,
nämlich die Weitergabe von Information von Individuum
zu Individuum durch die materiellen Strukturen der DNS.
Die
hochkomplexen Molekularstrukturen der Erbinformationen von
den Anfängen des Lebens bis hin zum heutigen Tag sind
auf weiten Strecken identisch, und dort, wo sie sich
unterscheiden, dennoch miteinander kompatibel. Dies ist ein
Gesichtspunkt, der bislang in der Gentechnologiediskussion
übersehen wird. Dadurch, daß die Sequenzen der
genetischen Information willkürlich und künstlich
verändert werden, wird genetische Information bezogen
auf die manipulierten Strecken womöglich
unverträglich. Die Folgen für das Leben als
solches sind völlig unabsehbar. Denn selbst über
den Metabolismus von über die Nahrungskette
aufgenommener DNS - sei sie jetzt manipuliert oder nicht -
ist wissenschaftlich kaum etwas bekannt.
Mit
der Entwicklung des Zentralen Nervensystems, speziell der
Neuronen des Gehirns und weiter des Großhirns, schafft
sich das Leben, das seit Anbeginn durch die in den
Molekülen der DNS eingespeicherten Informationen
gesteuert wird, ein neues lernfähiges Medium. Diese
Entwicklung gipfelt zunächst in der Ausprägung des
Instinkts.
Die
DNS unterliegt unwidersprochen den Gesetzen der Physik, und
das gleiche akzeptieren wir vom Instinkt der Tierwelt.
Spontane Veränderungen wie Mutationen bewähren
sich entweder im Zusammenwirken des Ganzen, indem sie das
Zusammenleben bereichern, oder sie eliminieren sich dort
wieder selbst, wo sie die Lebensgrundlagen bedrohen. Der
Instinkt dient nicht nur dem Erhalt des Individuums sondern
auch dem der ganzen Art und darüber hinaus dem
Zusammenleben der Natur.
Eine
spezielle Neuerung, die durch die Weiterentwicklung des
Gehirns beim Menschen möglich wird, ist der freie
Wille. Damit entsteht eine völlig neuartige Situation.
Erstmals in der Geschichte des Lebens gibt es ein Wesen, das
einerseits aufgrund seiner Natur vollkommen deren
Gesetzmäßigkeiten unterworfen ist, andererseits
dies aber nicht ohne weiteres wahrhaben will. Dadurch geht
die Natur ein sehr hohes Risiko ein, das ihre eigene
Existenz bedroht.
Das
neu entstehende Wesen Mensch hat jedoch über den
Jahrtausende langen Lernprozeß der
Menschheitsgeschichte die Möglichkeit, sich durch
Wachstum an Wissen und Bewußtheit zu seiner
eigentlichen Menschlichkeit zu entwickeln. Durch Erfahrung
kann der Mensch alle Gesetze erfassen, akzeptieren und
beachten lernen, die dem Erhalt seiner eigenen Existenz
sowie dem Fortbestand des Lebens um ihn herum dienen. Mit
der Weiterentwicklung des Großhirns der Menschenaffen
ist beim Menschen ein immaterieller Informationsträger
entstanden. Auf ihm konkurrieren im Geistigen die
verschiedenen Bewußtseinsstufen, das Denken, die
Sprachen, die Kulturen, Ideologien und Religionen.
Die
Freiheit von der Steuerung durch DNS oder Instinkt hat somit
neben der Erweiterung der Kreativität auch einen
negativen Effekt. Sie ermöglicht eine Störung aus
Unwissenheit, die, wie uns die Schattenseite der Geschichte
bis zum heutigen Tag zeigt, bis hin zur willentlichen
Destruktion reichen kann. So schafft die Trennung vom
instinktiv sicheren Geleitet- oder Gesteuertsein im Sinne
des Lebendigen Ganzen (Biophilie bei Fromm) eine Art von
Vakuum im Menschen. Diese innere Leere kann sich dann als
emotionales Defizit" auswirken,
wenn primäre natürliche Bedürfnisse des
jungen Menschen
mit der Geburt nicht mehr erfüllt werden. Entwurzelt
vom natürlichen Wissen uralter Kulturen (alle Tiere,
selbst unsere nächsten tierischen Verwandten verhalten
sich instinktiv richtig), weiß die entfremdete
Menschheit nicht mehr um die Notwendigkeit, das Trauma der
Geburt durch beständigen Hautkontakt zwischen
Mutter/Vater und Neugeborenem zu lindern. Der Schmerz des
Getrenntseins von der mütterlichen Einheit, von der
gewohnten Wärme, von den gewohnten und beruhigenden
Geräuschen der Atmung und des Herzschlags der Mutter
kann eine positive Prägung des Neugeborenen verhindern,
und das Gefühl des Alleinseins, oft erstickt im Wimmern
und Weinen, läßt dem angeborenen Urvertrauen kaum
eine Chance, sich weiter zu entwickeln. Die Entwicklung
eines gesunden Gefühls sozialer Zugehörigkeit ist
gestört und die erfahrene Mangelsituation kann das
natürliche Bedürfnis nach Halt und Geborgenheit zu
den Extremen der Angst, der Gier, der Sucht oder der
Gefühlskälte (Nekrophilie nach Fromm) entarten
lassen.
Des
Menschen Freiheit hat dazu geführt, daß erstmals
eine selbständig denkende Kraft existiert. Diese steht
immer vor der zentralen Entscheidung: bin ich für oder
gegen die Natur?
Je
mehr es Menschen schaffen, im Sinne ihres weiteren Wachstums
den Blick von Teil-Errungenschaften und
Partikularinteressen, die sie im Laufe der Geschichte
zustande gebracht haben, zu lösen, um so näher
bleiben sie ihrem eigenen Lebenszentrum und treffen dort
wieder auf die Vision des Ganzen. So manche Naturvölker
beherrschen diese Technik des Loslassens intuitiv. Ihre
durch Tanz, Drogen oder Meditation induzierten
Trance-Erfahrungen wirken sich dadurch zentrierend aus,
daß sie die rationale, evolutionär neue Seite des
Menschen mit der stammesgeschichtlich älteren
emotionalen Seite verbinden und befrieden.
In
dem menschlichen Lern- und Lebensprozeß sind Freude
und Wohlgefühl unsere Belohnungen. Auf der anderen
Seite sind Leid, Not und Schmerz wichtige Warnungen vor
Fehlentwicklungen.
Das
Absolutsetzen von Teilerkenntnissen durch die menschliche
Ratio, der Wissenstillstand durch Dogmatisieren und auch die
Gier nach Macht um jeden Preis verstellen den Blick auf das,
was zu tun ist und behindern so die Weiterentwicklung des
Menschen und seine Fähigkeit, einen Ausweg aus den
selbstgeschaffenen Nöten zu finden. Solange Unwohlsein
oder Schmerz verdrängt oder speziellen Interessen
untergeordnet werden, wird ein Fehlverhalten nicht
korrigiert und werden Wege ins Abseits nicht verlassen.
Ausschliesslich die eigenen Interessen verfolgend nehmen wir
das Leid nicht wahr, das wir Menschen auf dieser Erde
angerichtet haben und immer noch anrichten. Andernfalls
würden wir vor Schmerzen ununterbrochen schreien und
all unsere Kraft für eine Schließung dieses
Steinbruchs des Todes einsetzen, den wir Leben nennen.
Vor
dem Hintergrund dieser Gedankengänge erscheint es
plausibel, daß auch die Produkte der Ratio, die
Gedanken bis hin zu den verschiedenen Weltbildern und
Göttern, den Gesetzen unterliegen, aufgrund deren sie
enstanden sind. Es kann nicht länger egal sein, was
gedacht wird. Die Qualität des Denkens hat direkte
Auswirkung auf die Qualität des Lebens.
Kultur
und Philosophie, Weltbild oder
Religion
- angesichts der sich eröffnenden Zusammenhänge
müssen sich ihre Lehrinhalte und Behauptungen am Wohl
der gesamten Natur messen lassen. Sie können nicht
länger ungestraft (d.h. ohne negative Folgen für
alle Beteiligten) ein selbstherrliches Eigenleben
führen. Denn das menschliche Potential
überschreitet heute alle Grenzen. Auf der Erde selbst
gibt es keinen unbekannten und damit noch vor den Menschen
sicheren Ort mehr.
Auf
die soziale Dimension bezogen ergibt sich hieraus, daß
die von der Natur entfremdete Menschheit sich den
Zusammenhängen der Natur anzupassen lernen muß,
will sie sich nicht der eigenen (Über)Lebensgrundlage
berauben.
Noch
gibt es keinen allgemein anerkannten Gesellschaftsentwurf
der dem Ganzen geschweige dessen Überleben dient. Die
hierarchischen Strukturen der Weltbevölkerung dienen
nach wie vor den Interessen Einzelner bzw. einzelner
Gruppen, die sogar die Vernichtung von großen Teilen
der eigenen Species und ihrer Lebensgrundlagen in Kauf
nehmen. Dies hat weitgehend zu einer ablehnenden Haltung
gegenüber Hierarchien geführt. Solange sie nicht
das Wohl des Ganzen und dessen Zukunftsicherung anstreben,
sondern nur die Stärkung von Partikularinteressen
aufkosten anderer, fehlt ihnen jede Legitimation: sie werden
bekämpft und verändert werden müssen.
Allein
der Mensch hat die Freiheit, dem Leben der Erde" zu
dienen - die übrige willenlose" Natur ist darauf
genetisch oder instinktiv festgelegt.
Erst
im frei-willigen" Dienst am Ganzen entfaltet sich das
volle Potential menschlicher Kreativkraft. Das
Überwinden menschlicher Destruktivität durch
Selbstbeschränken des freien Willens hat dabei
keinesfalls eine fade Langeweile zur Folge. Sicherlich wird
es weniger Zeit-Vertreib geben mit Produkten einer
konsumorientierten und ressourcen-schändenden
Freizeitindustrie. Was wir jedoch dabei gewinnen, ist
eindeutig mehr Lebensqualität sowie freie Zeit durch
sinnvollere Arbeit: Zeit, die dann genutzt werden wird
für gelassenes Nichtstun oder aktives Meditieren,
für bewußtes Ausruhen ebenso wie für
verantwortliches Genießen oder ausgelassenes Feiern in
harmonischem Miteinander.
Dank
an Mathias Vetter und Maike Varenkamp & Co. für
ihre konstruktiven
Beiträge
(11. 2000)
Ethik
muß heute systemverändernde Anstöße
geben!
englisch
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| spanisch
| italienisch | russisch
Ohne
Kenntnisnahme und Analyse der umfassenden Dimensionen des
über 5000 Jahre alten patriarchalen Projekts
(1)
bleibt das anthropologische Rätsel ungelöst,
bleibt die Frage nach dem warum handeln Menschen gegen
ihre ureigenen Überlebensinteressen?
unbeantwortet, was in der Folge den globalen Holocaust
wahrscheinlich werden läßt.
Der
Wahnsinn der Normalität (2)
ist die Konsequenz eines manichäischen
schwarz-weiß Denkens, letztendlich ist dieser Wahnsinn
Ausdruck der intellektuellen und rein fiktiven Abspaltung
des Todestriebs vom Lebenstrieb(3).
Allein der von der Verbundenheit des Seins entfremdete
Mensch ist dazu bereit, für den Fortbestand des
Kapitalismus als finale Folge des Patriarchats sein eigenes
Leben mitsamt dem von Mutter Natur dem Mammon zu
opfern.
Die
heutige Ethik droht das anthropologische
Rätsel aus dem Auge zu verlieren. Solange sie es
fatalerweise einfach aus der Wahrnehmung ausblendet, kann
sie zu keiner Lösung beitragen. Die Spaltung des
Menschen in Gut und Böse bleibt unhinterfragt, sie wird
als naturgegeben kaum thematisiert. Das
Hintergründige und Abgründige des
Kulturprozesses des Patriarchats wird von noch
zu wenigen Wissenschaftlern thematisiert. Die eigentliche
Menschlichkeit verliert sich im Spannungsfeld komplexer und
sekundärer Interessen.
Von
daher kann sich heute die destruktive Dynamik einer
Nekrophilie schier ungebremst als Neue Weltordnung
präsentieren. Im Vergleich zur mordenden Arroganz der
Entscheidungsträger moderner Gesellschaften erscheint
selbst das wildeste Tier als völlig harmlos.
Die
Zunahme an Lieblosigkeit läßt sich wie ein roter
Faden von den Mongolenstürmen über die Vernichtung
der indigenen Bevölkerungen des Planeten, das Ausrotten
der Wissenschätze von der Wirkungsweise der Natur durch
die vor allem für Frauen tödliche Inquisition und
das fabrikmäßige Töten der Juden durch die
Nationalsozialisten bis hin zur systematischen Ausbeutung
von Mensch und Natur durch die konzerngesteuerte
Globalisierung verfolgen.
Der
Mangel an Empathie hat die Notwendigkeit einer Befriedigung
des menschlichen Sozialtriebs in seiner globalen Dimension
bislang kaum denkbar werden lassen: die Existenz und vitale
Notwendigkeit des menschlichen Sozialtriebs geht unter im
Schwindel erregenden Irrtum einer fatalen
Überhöhung individuellen Glücks.
Das Irrige solcherart Geisteshaltung blendet die
Verbundenheit allen Seins einfach aus. An Stelle von
Solidarität herrscht Ellenbogenmentalität. An
Stelle von natürlicher Freude und Fülle herrschen
instrumentalisierte Angst und Mangel. An der Stelle von
Gesundheit herrscht Krankheit. An Stelle von Frieden
herrscht Krieg.
Rufen
wir uns das großartige Lebenswerk des Philosophen,
Soziologen, Psychoanalytikers und Humanisten Erich Fromm
(4),
der den Begriff Biophilie geprägt hat, in
Erinnerung und bekennen wir uns zu dieser Liebe am Leben!
Zusammen mit Wilhelm Reich, vielen anderen Wissenschaftlern
und einem Großteil der indigenen Völker aller
Zeiten überall auf der Welt war sich auch Erich Fromm
ganz im Gegensatz beispielsweise zur weit verbreiteten Lehre
von Sigmund Freud darüber im vollkommen im Klaren, dass
der Lebenstrieb die einzige autonome Lebenskraft im Kosmos
ist. Diese ist von Natur aus kreativ. Fehlleitende
Bestrebungen und Gelüste sind, wie die Geschichte
lehrt, untrennbar mit dieser Zivilisation verbunden, die ein
allgemeines Wohlergehen verhindert. Sie sind sekundärer
Natur, d.h. sie sind bloße Folge entfremdeten
menschlichen Denkens und tiefgründig unmenschlicher
Lebensweisen. Diese sind niemals zu befriedigen und
führen folglich zu der bekannten Unersättlichkeit
der betroffenen Menschen, deren Nationen und Kulturen.
Gewalt, Mord und Selbstmord, Krieg und Zerstörung der
Lebensgrundlagen sind ein nicht mehr zu verleugnender
Beweis.
Angesichts
der kannibalistisch anmutenden Tendenzen ist es genau dieses
Leugnen, das sich heute im Dienste des Kapitals quer durch
alle gesellschaftlichen Bereiche hindurch anschickt,
über lange Zeiträume hinweg teuer erkaufte soziale
Errungenschaften ans Messer eines unersättlichen
Marktgottes auszuliefern.
Eine
Ethik, die ihrer Aufgabe gerecht werden will, darf sich der
Komplexität dieses Themas nicht verschließen und
sie darf auch nicht vor systemverändernden Forderungen
zurückschrecken! Eine wahrhafte Ethik wird sich aus den
totalitären Fängen der Machtstrategen befreien und
sich klar auf die Seite des Lebens schlagen. Diesen
Emanzipationsprozeß können wir alle, denen das
Leben lieb und wert ist, unterstützen und fördern,
indem wir uns engagieren und unsere Meinungen dort kundtun,
wo wir uns betroffen fühlen (5).
Überlassen wir die Ethik nicht länger nur den
wissenschaftlichen Spezialisten der Universitäten,
sondern beweisen wir einfachen Menschen uns als die
eigentlichen Förderer einer Sittenlehre und
Lebensführunng, die weder käuflich, noch
irgendeinem Zeitgeist unterworfen sind.
Fußnoten:
(1)
- Claudia
von Werlhof,
Ökonomie, die praktische Seite der Religion" -
Wirtschaft als Gottesbeweis und die Methode der Alchemie -
Zum Zusammenhang von Patriarchat, Kapitalismus und
Christentum, in Ursula Marianne Ernst, Luise Gubitzer,
Angelika Schmidt (Hg): Frauen,Forschung und Wirtschaft,
Ökonomie M(m)acht Angst, Band 7, Peter Lang,
Europäischer Verlag der Wissenschaften, 1997
- Claudia von Werlhof, Patriarchat als alchemistisches
System'. Die (Z)Ersetzung des Lebendigen, in Maria Wolf
(Hg): Optimierung und Zerstörung. Intertheoretische
Analysen zum menschlich Lebendigen, Sozial- und
Kulturwissenschaftliche Studientexte Band 3, Studia
Universitätsverlag Innsbruck, 2000
- Claudia von Werlhof, Schöpfung aus
Zerstörung?" Die Gentechnik als moderne Alchemie und
ihre ethisch-religiöse Rechtfertigung, in W.Baier (Hg):
Gentechnik, Einführung und Kontroversen, Graz 1997
- Claudia von Werlhof, The Interconnectedness of All
Being: A New Spirituality for a New Civilization, 2007
(pdf)
- Claudia von Werlhof, Capitalist Patriarchy and The
Negation of Matriarchy - The Struggle For a "Deep"
Alternative, 2007 (pdf)
(2) - Arno Gruen, Der Wahnsinn der
Normalität - Realismus als Krankheit, eine Theorie der
menschlichen Destruktivität, dtv 1999
(3) - Bernd Senf, Die Wiederentdeckung des
Lebendigen, Erforschung der Lebensenergie durch Reich,
Schauberger, Lakhovsky u.a., Omega, 2003
- Javier Lajo, Qhapaq
Ñan: La ruta INKA de
sabiduría
(englisch / spanisch)
(4) - Erich Fromm, Lebenswerk
(5) - Kurt Singer, Zivilcourage wagen - Wie
man lernt, sich einzumischen, Ernst Reinhardt Verlag,
Neuausgabe 2003
weitere
Beiträge: http://emanzipationhumanum.de/deutsch/alles.html
und
http://mensch-sein.de
Emanzipation
Humanum,
Version 5. 2003 , Kritik, Anregungen zu Form und Inhalt,
Dialog sowie unveränderter Nachdruck bei Quellenangabe
und Belegexemplar erwünscht. Übersetzung in andere
Sprachen erwünscht. Kürzungen und Änderungen
nach Absprache möglich.
http://emanzipationhumanum.de/deutsch/vision6.html
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