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Wollen wir nicht erst durch finale Katastrophen zur Änderung von Lebensweise und politischer Zielsetzung gezwungen werden, dann ist eine Analyse der weltweiten Zusammenhänge, die das Leben betreffen, dringend geboten. Hierdurch gelangen wir zu einer nachvollziehbaren, mit der Natur in Harmonie stehenden Theorie, die dann aufgrund der ihr innewohnenden Stimmigkeit attraktiv genug ist, um zum Ausgangspunkt zielstrebigen Handelns zu werden.

 

DIE VISION VOM GANZEN UND HEILEN

Eine Vision vom Zusammenhang allen Lebens

Wolfgang Fischer

(pdf.Druckversion) ( spanisch ) ( englisch )

Durch Beschreibung (I) und durch Aufdecken ihrer Wurzeln und inneren Zusammenhänge (II) soll diese Vision nachvollziehbar und die Möglichkeit ihrer Realisierung konkreter werden. Die vorgestellten Thesen wollen widerlegt oder bestätigt werden. Wissenschaft wie Religion als Felder gepachteter Wahrheiten sind genauso zu konstruktiven Beiträgen aufgerufen, wie jeder Einzelne, dem am Herzen liegt zu begreifen, was Menschlichkeit bzw. Menschsein bedeutet.

(I)

Es ist eine Vision des Miteinander von Mann und Frau, eine Vision vom Ende der weltweit auf patriarchalem Boden gewachsenen Gefühlskälte. Es ist eine Vision vom Beginn empathischen Gefühls für den Wert des Mitlebens, eine Vision vom Beginn weltweiter Zusammenarbeit.

Es ist eine Vision vom Ende eines tödlichen Machtkampfs, der immer noch gern damit begründet wird, es liege in der Natur der Tiere, um ihren Fortpflanzungsvorteil zu kämpfen (wobei sich der Mensch andererseits als haushoch über den Tieren stehend und vom Reich der Natur abgenabelt wähnt!).

In dieser Vision finden die Menschen zu ihrer vorbestimmten Identität als Menschen. Sie finden nach Jahrtausenden scheinbaren Abgespaltenseins endlich zum Frieden untereinander und mit der übrigen Natur. Desweiteren sind sie durch die alle höheren Lebensformen tödlich bedrohenden Folgen inhumaner Ziel- und Wertvorstellungen zur Erweiterung ihres geistigen Horizonts genötigt.

Die krankhafte Vorstellung von einem "voneinander Getrennt-Sein", von einem "Anders-" bzw. "Besser-" oder "Höher-Sein" als der andere mit allen mörderischen Folgen entspringt einer bi-polaren Freund/Feind-, schwarz/weiß -, gut/böse - Mentalität, die, als eine Vorstufe zu humaner Reife, überwunden werden muss. Aus der menschlichen Vielfalt heraus kann jede/r einen ganz besonderen Beitrag zum "Ganzen" leisten.

Das Erkennen eines gemeinsamen Ursprungs aller Lebensformen auf der Erde und das Wissen um die identischen physikalischen Gesetzmäßigkeiten im gesamten Kosmos führen zum Akzeptieren der eigenen, spezifisch humanen Verantwortung.

Das Abschieben eigener Verantwortung auf „Götter oder Schicksal" hat ein Ende - und damit auch die Ohnmacht der Unterdrückten. Das bewußte Aufgeben des Herrschafts- und Machtprinzips zugunsten einer Kooperation zum Wohl aller Beteiligten setzt wichtige Potentiale frei, die bislang zur Aufrechterhaltung des Weltwirtschaftsordnung genannten Unrechtsystems mißbraucht werden; eines Systems, das im Namen von angeblicher Humanität oder vermeintlichem Fortschritt - ja, auch verkannter „göttlich gewollter Ordnung"- eine Minderheit materiell reich werden läßt aufkosten weltweit zunehmender Hab- und Obdachlosigkeit, und in dem eine wachsende Vielfalt von Lebensformen der allgemeinen Profitgier und Machtsucht zum Opfer fällt. Dieses Unrechtsystem maßt sich in krankhaftem Wahn auch noch an, alternativlos zu sein! Dadurch versucht es sich auf eine „göttliche Ebene" zu stellen: einzigartig und gut, bedingungslosen Glauben einfordernd. Das Kapital wird von seinen Hohepriestern im Internationalen Währungsfond, in der Welthandelsorganisation, in der Weltbank, im Weltwirtschafts, in der Europäischen Gemeinschaft und anderen Organisationen zum alleinigen Heilsbringer gekürt und durch seine Vasallen, die Politiker der Nationalstaaten, zum Verdrängen natürlicher sozialer Verantwortungsbereitschaft ermächtigt.

Soziale Verantwortlichkeit ist das Ergebnis einer Entwicklung von den Anfängen des Denkens über die Thesen von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit bis hin zu effizienten Sozialsystemen für Krankheit, Alter und Notfall. Es bedeutet einen gewaltigen Rückschritt, dass diese in den reichen Nationen längst erkämpfte Verantwortlichkeit letztlich völlig dem Gewinnstreben des Kapitals unterstellt worden ist. Elitäre Nutznießer des Kapitals verspielen im Gewand von Neoliberalismus und Globalisierung die humanen Errungenschaften der letzten Jahrhunderte. Dabei schonen die internationalen Profiteure niemanden mehr: die soziale Situation der in der Peripherie lebenden Mehrheit der Weltbevölkerung wird immer hoffnungsloser.

In der allgemeinen Verelendung erwachen Begriffe wie Subsidiarität oder Solidarität. Sie knüpfen an ganzheitlich orientierten vorpatriarchalen Traditionen an, in denen Frauen wie heute die Hauptlast des gesellschaftlichen Fortbestands trugen - mit dem entscheidenden Unterschied jedoch, daß damals diese Leistung anerkannt war.

 

global/images/m.gif, Mäander - DNS

 

(II)

Der Mäander ist seit Alters her in vielen Weltkulturen als Symbol der Generationenfolge bekannt. Seine Eckpunkte lassen die Molekularstruktur der Erbsubstanz DNS erahnen. Über die bekannte inhaltliche Analogie von Mäander und DNS hinaus weist die Zeichnung auf deren versteckte strukturelle Analogie hin. Erst dadurch, dass die Wissenschaft vor wenigen Jahrzehnten die Molekularstruktur der DNS entdeckt hat, ist die im Mäander verborgene Information nachvollziehbar geworden.

So undurchschaubar oder verwirrend die Natur und unser Dasein erscheinen, ihre Komplexität sollte uns nicht davon abhalten, klare und einfache Zusammenhänge zu suchen. Im Folgenden soll versucht werden, auf einige dieser grundlegenden inneren Zusammenhänge aufmerksam zu machen, um einen Sinn erkennbar werden zu lassen und daraus eine Orientierung für die Zukunft ableiten zu können.

Auf universalen physikalischen Elementarkräften, Grundgesetzen und Konstanten aufbauend, läßt sich eine Entwicklung vom Einfachen zum Vielfachen und Komplexen beobachten: von den Grundfaktoren der Materie und Energie, den Quarks, Leptonen, Bosonen über die Protonen, Neutronen und Elektronen bis hin zur Atomstruktur der Elemente, von den einzelnen Atomen bis hin zur Kristall- oder Metallstruktur, von den einzelnen Atomen bis hin zur hochmolekularen Struktur der Erbsubstanz DNS - bis hin zu den Organstrukturen des Einzellers - zu den geweblichen Strukturen des Pflanzen- und Tierreichs, und auch von den einzelnen Atomen bis hin zu den körperlichen und seelischen Strukturen des Menschen: die Entwicklung geht immer vom Einfachen zum Hochkomplexen.

Wie anhand der Beispiele ersichtlich, bringt die Entwicklung von Stufe zu Stufe nicht nur ein „mehr" sondern immer auch ein „mehr und anders". Neben der Quantität entwickelt sich auch die Qualität. Die Idee, daß eine solche Entwicklung zunehmender Komplexität und Qualität beim Menschen beendet sei, mutet angesichts der Gesamtentwicklung recht naiv an.

So verschiedenartig die einzelnen Elemente der Gesamtentwicklung im zeitlichen Längsschnitt und im Querschnitt zu einem Zeitpunkt auch erscheinen mögen, alle unterliegen denselben universalen Gesetzen. Bezogen auf das Leben kommt ein weiterer verbindender Faktor hinzu, nämlich die Weitergabe von Information von Individuum zu Individuum durch die materiellen Strukturen der DNS.

Die hochkomplexen Molekularstrukturen der Erbinformationen von den Anfängen des Lebens bis hin zum heutigen Tag sind auf weiten Strecken identisch, und dort, wo sie sich unterscheiden, dennoch miteinander kompatibel. Dies ist ein Gesichtspunkt, der bislang in der Gentechnologiediskussion übersehen wird. Dadurch, daß die Sequenzen der genetischen Information willkürlich und künstlich verändert werden, wird genetische Information bezogen auf die manipulierten Strecken womöglich unverträglich. Die Folgen für das Leben als solches sind völlig unabsehbar. Denn selbst über den Metabolismus von über die Nahrungskette aufgenommener DNS - sei sie jetzt manipuliert oder nicht - ist wissenschaftlich kaum etwas bekannt.

Mit der Entwicklung des Zentralen Nervensystems, speziell der Neuronen des Gehirns und weiter des Großhirns, schafft sich das Leben, das seit Anbeginn durch die in den Molekülen der DNS eingespeicherten Informationen gesteuert wird, ein neues lernfähiges Medium. Diese Entwicklung gipfelt zunächst in der Ausprägung des Instinkts.

Die DNS unterliegt unwidersprochen den Gesetzen der Physik, und das gleiche akzeptieren wir vom Instinkt der Tierwelt. Spontane Veränderungen wie Mutationen bewähren sich entweder im Zusammenwirken des Ganzen, indem sie das Zusammenleben bereichern, oder sie eliminieren sich dort wieder selbst, wo sie die Lebensgrundlagen bedrohen. Der Instinkt dient nicht nur dem Erhalt des Individuums sondern auch dem der ganzen Art und darüber hinaus dem Zusammenleben der Natur.

Eine spezielle Neuerung, die durch die Weiterentwicklung des Gehirns beim Menschen möglich wird, ist der freie Wille. Damit entsteht eine völlig neuartige Situation. Erstmals in der Geschichte des Lebens gibt es ein Wesen, das einerseits aufgrund seiner Natur vollkommen deren Gesetzmäßigkeiten unterworfen ist, andererseits dies aber nicht ohne weiteres wahrhaben will. Dadurch geht die Natur ein sehr hohes Risiko ein, das ihre eigene Existenz bedroht.

Das neu entstehende Wesen Mensch hat jedoch über den Jahrtausende langen Lernprozeß der Menschheitsgeschichte die Möglichkeit, sich durch Wachstum an Wissen und Bewußtheit zu seiner eigentlichen Menschlichkeit zu entwickeln. Durch Erfahrung kann der Mensch alle Gesetze erfassen, akzeptieren und beachten lernen, die dem Erhalt seiner eigenen Existenz sowie dem Fortbestand des Lebens um ihn herum dienen. Mit der Weiterentwicklung des Großhirns der Menschenaffen ist beim Menschen ein immaterieller Informationsträger entstanden. Auf ihm konkurrieren im Geistigen die verschiedenen Bewußtseinsstufen, das Denken, die Sprachen, die Kulturen, Ideologien und Religionen.

Die Freiheit von der Steuerung durch DNS oder Instinkt hat somit neben der Erweiterung der Kreativität auch einen negativen Effekt. Sie ermöglicht eine Störung aus Unwissenheit, die, wie uns die Schattenseite der Geschichte bis zum heutigen Tag zeigt, bis hin zur willentlichen Destruktion reichen kann. So schafft die Trennung vom instinktiv sicheren Geleitet- oder Gesteuertsein im Sinne des Lebendigen Ganzen (Biophilie bei Fromm) eine Art von Vakuum im Menschen. Diese innere Leere kann sich dann als „emotionales Defizit" auswirken, wenn primäre natürliche Bedürfnisse des jungen Menschen mit der Geburt nicht mehr erfüllt werden. Entwurzelt vom natürlichen Wissen uralter Kulturen (alle Tiere, selbst unsere nächsten tierischen Verwandten verhalten sich instinktiv richtig), weiß die entfremdete Menschheit nicht mehr um die Notwendigkeit, das Trauma der Geburt durch beständigen Hautkontakt zwischen Mutter/Vater und Neugeborenem zu lindern. Der Schmerz des Getrenntseins von der mütterlichen Einheit, von der gewohnten Wärme, von den gewohnten und beruhigenden Geräuschen der Atmung und des Herzschlags der Mutter kann eine positive Prägung des Neugeborenen verhindern, und das Gefühl des Alleinseins, oft erstickt im Wimmern und Weinen, läßt dem angeborenen Urvertrauen kaum eine Chance, sich weiter zu entwickeln. Die Entwicklung eines gesunden Gefühls sozialer Zugehörigkeit ist gestört und die erfahrene Mangelsituation kann das natürliche Bedürfnis nach Halt und Geborgenheit zu den Extremen der Angst, der Gier, der Sucht oder der Gefühlskälte (Nekrophilie nach Fromm) entarten lassen.

Des Menschen Freiheit hat dazu geführt, daß erstmals eine selbständig denkende Kraft existiert. Diese steht immer vor der zentralen Entscheidung: bin ich für oder gegen die Natur?

Je mehr es Menschen schaffen, im Sinne ihres weiteren Wachstums den Blick von Teil-Errungenschaften und Partikularinteressen, die sie im Laufe der Geschichte zustande gebracht haben, zu lösen, um so näher bleiben sie ihrem eigenen Lebenszentrum und treffen dort wieder auf die Vision des Ganzen. So manche Naturvölker beherrschen diese Technik des Loslassens intuitiv. Ihre durch Tanz, Drogen oder Meditation induzierten Trance-Erfahrungen wirken sich dadurch zentrierend aus, daß sie die rationale, evolutionär neue Seite des Menschen mit der stammesgeschichtlich älteren emotionalen Seite verbinden und befrieden.

In dem menschlichen Lern- und Lebensprozeß sind Freude und Wohlgefühl unsere Belohnungen. Auf der anderen Seite sind Leid, Not und Schmerz wichtige Warnungen vor Fehlentwicklungen.

Das Absolutsetzen von Teilerkenntnissen durch die menschliche Ratio, der Wissenstillstand durch Dogmatisieren und auch die Gier nach Macht um jeden Preis verstellen den Blick auf das, was zu tun ist und behindern so die Weiterentwicklung des Menschen und seine Fähigkeit, einen Ausweg aus den selbstgeschaffenen Nöten zu finden. Solange Unwohlsein oder Schmerz verdrängt oder speziellen Interessen untergeordnet werden, wird ein Fehlverhalten nicht korrigiert und werden Wege ins Abseits nicht verlassen. Ausschliesslich die eigenen Interessen verfolgend nehmen wir das Leid nicht wahr, das wir Menschen auf dieser Erde angerichtet haben und immer noch anrichten. Andernfalls würden wir vor Schmerzen ununterbrochen schreien und all unsere Kraft für eine Schließung dieses Steinbruchs des Todes einsetzen, den wir Leben nennen.

Vor dem Hintergrund dieser Gedankengänge erscheint es plausibel, daß auch die Produkte der Ratio, die Gedanken bis hin zu den verschiedenen Weltbildern und Göttern, den Gesetzen unterliegen, aufgrund deren sie enstanden sind. Es kann nicht länger egal sein, was gedacht wird. Die Qualität des Denkens hat direkte Auswirkung auf die Qualität des Lebens. Kultur und Philosophie, Weltbild oder Religion - angesichts der sich eröffnenden Zusammenhänge müssen sich ihre Lehrinhalte und Behauptungen am Wohl der gesamten Natur messen lassen. Sie können nicht länger ungestraft (d.h. ohne negative Folgen für alle Beteiligten) ein selbstherrliches Eigenleben führen. Denn das menschliche Potential überschreitet heute alle Grenzen. Auf der Erde selbst gibt es keinen unbekannten und damit noch vor den Menschen sicheren Ort mehr.

Auf die soziale Dimension bezogen ergibt sich hieraus, daß die von der Natur entfremdete Menschheit sich den Zusammenhängen der Natur anzupassen lernen muß, will sie sich nicht der eigenen (Über)Lebensgrundlage berauben.

Noch gibt es keinen allgemein anerkannten Gesellschaftsentwurf der dem Ganzen geschweige dessen Überleben dient. Die hierarchischen Strukturen der Weltbevölkerung dienen nach wie vor den Interessen Einzelner bzw. einzelner Gruppen, die sogar die Vernichtung von großen Teilen der eigenen Species und ihrer Lebensgrundlagen in Kauf nehmen. Dies hat weitgehend zu einer ablehnenden Haltung gegenüber Hierarchien geführt. Solange sie nicht das Wohl des Ganzen und dessen Zukunftsicherung anstreben, sondern nur die Stärkung von Partikularinteressen aufkosten anderer, fehlt ihnen jede Legitimation: sie werden bekämpft und verändert werden müssen.

Allein der Mensch hat die Freiheit, dem „Leben der Erde" zu dienen - die übrige „willenlose" Natur ist darauf genetisch oder instinktiv festgelegt.

Erst im „frei-willigen" Dienst am Ganzen entfaltet sich das volle Potential menschlicher Kreativkraft. Das Überwinden menschlicher Destruktivität durch Selbstbeschränken des freien Willens hat dabei keinesfalls eine fade Langeweile zur Folge. Sicherlich wird es weniger Zeit-Vertreib geben mit Produkten einer konsumorientierten und ressourcen-schändenden Freizeitindustrie. Was wir jedoch dabei gewinnen, ist eindeutig mehr Lebensqualität sowie freie Zeit durch sinnvollere Arbeit: Zeit, die dann genutzt werden wird für gelassenes Nichtstun oder aktives Meditieren, für bewußtes Ausruhen ebenso wie für verantwortliches Genießen oder ausgelassenes Feiern in harmonischem Miteinander.

Dank an Mathias Vetter und Maike Varenkamp & Co. für ihre konstruktiven Beiträge (11. 2000)


Ethik muß heute systemverändernde Anstöße geben!

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Ohne Kenntnisnahme und Analyse der umfassenden Dimensionen des über 5000 Jahre alten patriarchalen Projekts (1) bleibt das anthropologische Rätsel ungelöst, bleibt die Frage nach dem ‚warum handeln Menschen gegen ihre ureigenen Überlebensinteressen?‘ unbeantwortet, was in der Folge den globalen Holocaust wahrscheinlich werden läßt.

Der Wahnsinn der Normalität (2) ist die Konsequenz eines manichäischen schwarz-weiß Denkens, letztendlich ist dieser Wahnsinn Ausdruck der intellektuellen und rein fiktiven Abspaltung des Todestriebs vom Lebenstrieb(3). Allein der von der Verbundenheit des Seins entfremdete Mensch ist dazu bereit, für den Fortbestand des Kapitalismus als finale Folge des Patriarchats sein eigenes Leben mitsamt dem von Mutter Natur dem Mammon zu opfern.

Die heutige Ethik droht das ‚anthropologische Rätsel‘ aus dem Auge zu verlieren. Solange sie es fatalerweise einfach aus der Wahrnehmung ausblendet, kann sie zu keiner Lösung beitragen. Die Spaltung des Menschen in Gut und Böse bleibt unhinterfragt, sie wird als ‚naturgegeben‘ kaum thematisiert. Das Hintergründige und Abgründige des „Kulturprozesses“ des Patriarchats wird von noch zu wenigen Wissenschaftlern thematisiert. Die eigentliche Menschlichkeit verliert sich im Spannungsfeld komplexer und sekundärer Interessen.

Von daher kann sich heute die destruktive Dynamik einer Nekrophilie schier ungebremst als Neue Weltordnung präsentieren. Im Vergleich zur mordenden Arroganz der Entscheidungsträger moderner Gesellschaften erscheint selbst das wildeste Tier als völlig harmlos.

Die Zunahme an Lieblosigkeit läßt sich wie ein roter Faden von den Mongolenstürmen über die Vernichtung der indigenen Bevölkerungen des Planeten, das Ausrotten der Wissenschätze von der Wirkungsweise der Natur durch die vor allem für Frauen tödliche Inquisition und das fabrikmäßige Töten der Juden durch die Nationalsozialisten bis hin zur systematischen Ausbeutung von Mensch und Natur durch die konzerngesteuerte Globalisierung verfolgen.

Der Mangel an Empathie hat die Notwendigkeit einer Befriedigung des menschlichen Sozialtriebs in seiner globalen Dimension bislang kaum denkbar werden lassen: die Existenz und vitale Notwendigkeit des menschlichen Sozialtriebs geht unter im Schwindel erregenden Irrtum einer fatalen Überhöhung individuellen „Glücks“. Das Irrige solcherart Geisteshaltung blendet die Verbundenheit allen Seins einfach aus. An Stelle von Solidarität herrscht Ellenbogenmentalität. An Stelle von natürlicher Freude und Fülle herrschen instrumentalisierte Angst und Mangel. An der Stelle von Gesundheit herrscht Krankheit. An Stelle von Frieden herrscht Krieg.

Rufen wir uns das großartige Lebenswerk des Philosophen, Soziologen, Psychoanalytikers und Humanisten Erich Fromm (4), der den Begriff „Biophilie“ geprägt hat, in Erinnerung und bekennen wir uns zu dieser Liebe am Leben! Zusammen mit Wilhelm Reich, vielen anderen Wissenschaftlern und einem Großteil der indigenen Völker aller Zeiten überall auf der Welt war sich auch Erich Fromm ganz im Gegensatz beispielsweise zur weit verbreiteten Lehre von Sigmund Freud darüber im vollkommen im Klaren, dass der Lebenstrieb die einzige autonome Lebenskraft im Kosmos ist. Diese ist von Natur aus kreativ. Fehlleitende Bestrebungen und Gelüste sind, wie die Geschichte lehrt, untrennbar mit dieser Zivilisation verbunden, die ein allgemeines Wohlergehen verhindert. Sie sind sekundärer Natur, d.h. sie sind bloße Folge entfremdeten menschlichen Denkens und tiefgründig unmenschlicher Lebensweisen. Diese sind niemals zu befriedigen und führen folglich zu der bekannten Unersättlichkeit der betroffenen Menschen, deren Nationen und Kulturen. Gewalt, Mord und Selbstmord, Krieg und Zerstörung der Lebensgrundlagen sind ein nicht mehr zu verleugnender Beweis.

Angesichts der kannibalistisch anmutenden Tendenzen ist es genau dieses Leugnen, das sich heute im Dienste des Kapitals quer durch alle gesellschaftlichen Bereiche hindurch anschickt, über lange Zeiträume hinweg teuer erkaufte soziale Errungenschaften ans Messer eines unersättlichen Marktgottes auszuliefern.

Eine Ethik, die ihrer Aufgabe gerecht werden will, darf sich der Komplexität dieses Themas nicht verschließen und sie darf auch nicht vor systemverändernden Forderungen zurückschrecken! Eine wahrhafte Ethik wird sich aus den totalitären Fängen der Machtstrategen befreien und sich klar auf die Seite des Lebens schlagen. Diesen Emanzipationsprozeß können wir alle, denen das Leben lieb und wert ist, unterstützen und fördern, indem wir uns engagieren und unsere Meinungen dort kundtun, wo wir uns betroffen fühlen (5). Überlassen wir die Ethik nicht länger nur den wissenschaftlichen Spezialisten der Universitäten, sondern beweisen wir einfachen Menschen uns als die eigentlichen Förderer einer Sittenlehre und Lebensführunng, die weder käuflich, noch irgendeinem Zeitgeist unterworfen sind.

 Fußnoten:

(1) - Claudia von Werlhof, „Ökonomie, die praktische Seite der Religion" - Wirtschaft als Gottesbeweis und die Methode der Alchemie - Zum Zusammenhang von Patriarchat, Kapitalismus und Christentum, in Ursula Marianne Ernst, Luise Gubitzer, Angelika Schmidt (Hg): Frauen,Forschung und Wirtschaft, Ökonomie M(m)acht Angst, Band 7, Peter Lang, Europäischer Verlag der Wissenschaften, 1997
- Claudia von Werlhof, Patriarchat als ‚alchemistisches System'. Die (Z)Ersetzung des Lebendigen, in Maria Wolf (Hg): Optimierung und Zerstörung. Intertheoretische Analysen zum menschlich Lebendigen, Sozial- und Kulturwissenschaftliche Studientexte Band 3, Studia Universitätsverlag Innsbruck, 2000
- Claudia von Werlhof, „Schöpfung aus Zerstörung?" Die Gentechnik als moderne Alchemie und ihre ethisch-religiöse Rechtfertigung, in W.Baier (Hg): Gentechnik, Einführung und Kontroversen, Graz 1997
- Claudia von Werlhof, The Interconnectedness of All Being: A New Spirituality for a New Civilization, 2007 (
pdf)
- Claudia von Werlhof, Capitalist Patriarchy and The Negation of Matriarchy - The Struggle For a "Deep" Alternative, 2007 (
pdf)
(2) - Arno Gruen, Der Wahnsinn der Normalität - Realismus als Krankheit, eine Theorie der menschlichen Destruktivität, dtv 1999
(3) - Bernd Senf, Die Wiederentdeckung des Lebendigen, Erforschung der Lebensenergie durch Reich, Schauberger, Lakhovsky u.a., Omega, 2003
- Javier Lajo,
Qhapaq Ñan: La ruta INKA de sabiduría (englisch / spanisch)
(4) - Erich Fromm,
Lebenswerk
(5) - Kurt Singer, Zivilcourage wagen - Wie man lernt, sich einzumischen, Ernst Reinhardt Verlag, Neuausgabe 2003

 weitere Beiträge: http://emanzipationhumanum.de/deutsch/alles.html und http://mensch-sein.de

 

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Emanzipation Humanum, Version 5. 2003 , Kritik, Anregungen zu Form und Inhalt, Dialog sowie unveränderter Nachdruck bei Quellenangabe und Belegexemplar erwünscht. Übersetzung in andere Sprachen erwünscht. Kürzungen und Änderungen nach Absprache möglich.

http://emanzipationhumanum.de/deutsch/vision6.html

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