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Die Evolution des Humanen - Globalisieren des Friedens - Welt im Gleichgewicht

Lebendiger Humanismus - Kreative Lebensführung - Globale Kommunion

Lebendiger Humanismus ist authentisch transformierte Lebensenergie, - Lebensinformation, die zu kreativem menschlichem Geist wird und so die Noosphäre, die globale Sphäre aller Ideen harmonisiert. Kreative Lebensführung ist der menschliche Ausdruck authentischen Verstehens und resonanten Handelns innerhalb der globalen Lebensgemeinschaft. Kreative Lebensführung führt zu einer originären sozialen Organisation der Menschheit - zu verantwortlichem Miteinander zum Wohle aller, zu globaler Kommunion. Globale Kommunion ist das Verwirklichen des Sozialtriebs der Menschheit - im Gegensatz zu individualistisch elitären Entartungen der Geschichte und Gegenwart. Der Sozialtrieb wird die Menschheit dazu befähigen, die Biosphäre zu bewahren, so wie es indigene Bevölkerungen schon immer taten und heute noch vorleben.

forhumanism.org

 

 

Für HUMANISMUS!

Internationale Koalition für Humanismus, St. Petersburg
forhumanism.org

- Grundsatz der Koalition
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Unser Verständnis von Humanismus
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Zur Notwendigkeit der Wiederherstellung und des Aufbaus der Humanistischen Partei Russlands, Rede von S.P. Semenov anlässlich einer Konferenz humanistisch orientierter Intellektueller in Pskov am 14. Dezember 2003
- Die Systemkrise der Zivilisation und ihre Überwindung, Vortrag auf der VIII. Konferenz, Sergej Petrowitsch Semenov, St.Peterburg 1.5. 2004  (english)

IX. Konferenz der Internationalen Koalition "Für Humanismus!"
1-2 Mai, 2005 in St.Petersburg, Russland

Die System Krise der kommerziellen Zivilisation
und ihre humanistische Transformation

Säkulare Spiritualität:
Transparenz und Transzendenz, Goldene Schlüsel zum Frieden

Abschlusserklärung

Gemeinsame Grundlagen in Analyse und Therapieansatz bezogen auf „Die System-Krise der kommerziellen Zivilisation und ihrer humanistischen Transformation" und „Transparenz und Transzendenz, Schlüssel zum Frieden" - [ pdf-druckformat ]

X. Konferenz der Internationalen Koalition "Für Humanismus!" 29.4.-30.4. 2006 in St.Petersburg, Russland

Das Zuspitzen der Globalen Krise: Katastrophe oder Transformation?

Grundelemente der Humanistischen Transformation der Gesellschaft

Resonanz, das Kreative Prinzip der Evolution & Gnade, die Kraft der Harmonie mit den Kosmischen Gesetzen (english)

Die Kriegsgesellschaft und ihre Transformation ( russisch ) ( english)

 

 

 

Grundsatz der Koalition

Die Koalition wurde gegründet, um die Anstrengungen all derer zu bündeln, die erkennen, dass die gegenwärtige individualistische Zivilisation des Konsums durch eine globale Krise geht. Diese Krise kann nur durch eine bewusste Veränderung der Weltgemeinschaft zu einer neuen Organisationsform überwunden werden, in der das Schaffen von Bedingungen für das Verwirklichen der ewigen Hoffnung der Menschheit nach Harmonie Vorrang vor ökonomischer Effizienz hat.

Heutzutage erkennen immer mehr Wissenschaftler, religiöse und politische Führungspersönlichkeiten die Schwere der Krise (trotz herausragender Errungenschaften von Wissenschaft und Technologie).

Wir sind davon überzeugt, dass ökologische Katastrophen, die bevorzugte Stellung des militärisch-industriellen Komplexes, das Anwachsen der Kriminalität, von Alkoholismus, Selbstmord, Sucht generell, der Rückzug und die Isolation wirklicher Kultur gegenüber der Unterhaltungsindustrie - alles Symptome der Selbstzerstörung einer Zivilisation sind, die auf Wettbewerb des Marktes und individuellem Profit basiert und in der ökonomische Effizienz das Hauptkriterium für Fortschritt darstellt. Solche gesellschaftliche Organisationsformen verursachen unausweichlich eine egoistische Verbraucher Mentalität der Menschen und Nationen sowohl untereinander wie auch gegenüber der Natur. Daher kann man die gegenwärtige Gesellschaft als Verbrauchs-Zivilisation bezeichnen und die von ihr verursachte Krise als globale Krise.

Ganz offensichtlich kann weder ein einzelnes Land, und sei es noch so hoch entwickelt, noch ein Bündnis von Ländern diese Krise aus eigener Kraft überwinden, da wir in einer sehr stark miteinander verflochtenen Welt leben.

Heute ist es wichtiger denn je, das humanistische Konzept für eine zukünftige Gesellschaft zu verbreiten, das ein Voranstellen der Entwicklung des Menschen als Persönlichkeit voraussetzt, nicht als Verbraucher oder lebendige Ware, und das auf eine natürliche geistige Entwicklung baut, nicht auf künstliche Anreize und Pervertierung seiner tierischen Anlagen.

Wir denken, dass der Weg zu einer neuen geistigen Zivilisation mit einer Humanisierung der Massenmedien und des Erziehungssystems beginnt und sehen darin einige der Hauptaufgaben der Koalition.

 

Unser Verständnis von Humanismus

Der Begriff „Humanismus" wird vielfach mit unterschiedlicher Bedeutung gebraucht. Unser eigenes Verständnis basiert auf folgenden Sätzen.

1. Die menschliche Natur ist dual, der Mensch gehört sowohl dem Reich der Tiere wie auch dem Reich der Kultur.

2. Das Kind wird durch Beherrschen der Kultur seiner Gesellschaft auf Grundlage der menschlichen biologischen Natur zur Persönlichkeit.

3. Unser Körper entwickelt sich im Einklang mit einem bestimmten genetischen Programm, der menschliche Geist entwickelt sich nur in einer sozialen Umgebung durch Lernen einer Sprache, die Persönlichkeit entwickelt sich gemäß der diesbezüglichen Anstrengung unter Einfluss der Gesellschaft und deren Kultur.

4. Menschliche Bedürfnisse und Fähigkeiten werden ausgehend von genetisch festgelegten Möglichkeiten unter dem Einfluss der Kultur geformt.

5. Die Anzahl der natürlichen (normalen) menschlichen Bedürfnisse und Fähigkeiten ist vergleichsweise gering, aber es können weitere auch abnorme Bedürfnisse und Fähigkeiten geprägt werden (wie solche nach Alkohol- und Medikamenten). Was aber wirklich aus einem Menschen den Menschen macht, ist die Entwicklung seiner geistigen Möglichkeiten.

6. Die Gesellschaft kann auf ihre Kultur Einfluss nehmen und sich auf diese Weise selbst zum Besseren oder Schlechteren hin ändern. Die Ideologie einschließlich der moralischen Werte, der Systeme von Bildung und Erziehung wie auch das Fernsehen sind wichtige Mittel ihres Einflusses.

7. Die „moderne Zivilisation" ist eine Verbraucher Zivilisation (oder wie sie oft genannt wird, eine „technokratische" oder „industrielle Gesellschaft"), da ihre Kultur den Menschen als Ware oder Arbeitskraft schafft mit einigen Eigenschaften, die von Industrie und dem System des Verbrauchs bevorzugt werden.

8. Humanistische Kultur sollte eine harmonisch entwickelte Persönlichkeit schaffen, die schon das Ziel des aufgeklärten Abschnitts der antiken griechischen Gesellschaft war, die zum gewissen Teil verwirklichte Realität der Humanisten der italienischen Renaissance, eine Erklärung kommunistischer Ideologie.

9. Als die bewegende Kraft der modernen Zivilisation hat der wirtschaftliche Wettbewerb ein starkes System des Verbrauchs- und Bedürfnismanagements hervorgebracht. Heutzutage ist dieses System mehr auf Veränderung bestehender Bedürfnisse und deren Neuschaffung begründet als auf Werbung. Die Massenkultur wurde zu einem wichtigen und höchst zerstörerisch wirkenden Teil dieses Systems.

10. Da die Anzahl der normalen menschlichen Bedürfnisse und Fähigkeiten und das Ausmaß ihrer Veränderungsmöglichkeit begrenzt ist, wird das breitere Ausweiten der Verbrauchsnachfrage unvermeidlich über das Formen abnormer Bedürfnisse zulasten der menschlichen Gesundheit gehen, die Hauptentwicklungsrichtung des wirtschaftlichen Wettbewerbs führt zur Verstümmelung und Korruption des totalen Verbrauchers. Das bedeutet Selbstzerstörung der modernen Zivilisation, enthält aber auch die Möglichkeit ihrer humanistischen Transformation.

 

Zur Notwendigkeit der Wiederherstellung und des Aufbaus der Humanistischen Partei Russlands

Rede von S.P. Semenov anlässlich einer Konferenz humanistisch orientierter Intellektueller in Pskov am 14. Dezember 2003

Einen Guten Tag wünsche ich uns!

Der Vorsitzende hat mich bereits vorgestellt, da ich aber in Ihrer Stadt kaum bekannt bin, möchte ich versuchen, Ihnen zu vermitteln, wer ich eigentlich bin. Die letzten 6-7 Jahre war ich an keiner herausragenden sozialen Aktion beteiligt, so dass ich heute selbst in St. Petersburg hauptsächlich als Psychotherapeut, als Drogentherapeut bekannt bin und als Autor verschiedener patentierter Methoden medizinischer Behandlungsweisen. Eine vergleichsweise geringe Zahl von Lesern kennt mich durch meine Bücher, die den Problemen um die Organisation gesunder Lebensweisen gewidmet sind. Ein anderer, geringerer Teil meiner Bücher besteht aus publizistischen, philosophischen und politischen Werken. In den meisten Regionen Russlands kennt man mich ausschließlich als Begründer einer populären medizinischen Behandlungsweise, die im Zusammenhang mit der Heilung Alkoholkranker, Nikotinsüchtiger und bei einer Reihe anderer Erkrankungen auf der Basis von psychologischer Abhängigkeit effektiv ist. So etwa beschreibt sich meine derzeitige Situation.

Vor 10-15 Jahren allerdings sah alles etwas anders aus. Damals nahm ich aktiv an dem politischen Prozess teil, der eine Reihe von öffentlichen Organisationen begründete und begleitete, eine davon war die Humanistische Partei Russlands, die HPR. Diese war eine der ersten Alternativen zur KPdSU (Kommunistischen Partei Russlands).

Die Gründungsversammlung der HPR fand im Juli 1990 statt und während der ersten Versammlung im Dezember des gleichen Jahres wurde das Programm der Partei angenommen. Einige Kopien dieser Rarität sind als Broschüre zu haben. Beim Durchblättern schon kann man feststellen, dass inhaltlich das meiste von damals auch heute noch aktuell ist. Als wir diese Organisation schufen, war uns völlig klar, dass es eine Partei für eine ferne Zukunft war, unfähig, die sozial-politischen Prozesse der Gegenwart zu beeinflussen. Dennoch, in einer Zeitphase einstimmiger Euphorie angesichts der Ruinen und der unwiderstehlichen Reize der kapitalistischen Perspektive war der Hinweis auf die Notwendigkeit und die Grund legende Unvermeidlichkeit einer humanistischen Transformation der Gesellschaft ein moralisch-spiritueller Imperativ. Seither haben wir nicht aufgehört, in diesem Sinne aktiv zu sein.

Kurz nach der Gründung der HPR wurde eine Organisation mit breiterer Wirkung auf deren Grundlagen aufgebaut, die so genannte Internationale Koalition „Für Humanismus!". Ihr Entstehen war auch in dem Umstand begründet, dass nach der Aufsplitterung der UdSSR die Mitglieder der ursprünglichen Organisation der HPR zu Bürgern unterschiedlicher Staaten wurden. Während der folgenden Jahre wurden die Konferenzen der Koalition und der HPR jeweils zusammengelegt. Es ist nicht überraschend, dass sich keine der beiden Organisationen zu einer Massenbewegung entwickelte. Daher schafften wir es auch nicht, die HPR als politische Partei, die ganz Russland repräsentieren könnte, zu registrieren, obwohl diesbezüglich sämtliche Formalitäten erledigt werden konnten. Die HPR hörte aufgrund der jeweiligen Gesetze auf, als offizielle interregionale Organisation zu existieren. Zusammengefasst kann gesagt werden, dass es eine solche Partei heute in Russland nicht mehr gibt.

Dennoch existiert sie noch immer aufgrund ihrer relativ langen Geschichte und einer Anzahl von Menschen quer durchs Land, die bereit sind, weiter zu machen und früher oder später wird sie den notwendigen Status bekommen. Wir organisieren unsere derzeitigen Versammlungen, um den Prozess zu einer offiziellen HPR zu beschleunigen. Die Notwendigkeit einer solchen Organisation auf Staatsebene ist aus einer Reihe von Gründen sehr aktuell.

Das Hauptproblem ist die progressive Verschärfung der Systemkrise der Zivilisation, die sich durch eine rapide Vergrößerung von Krisenphänomenen in unserem Land genau wie auch im Ausland auszeichnet.

In Russland bleibt ihr wahrer Hintergrund verborgen: auf den ersten Blick scheint hier die Mehrzahl der Probleme in der berüchtigten Perestroika und deren unvollständigen Charakter der Reformationsprozesse begründet. Aber beim näheren Hinsehen kann man feststellen, dass viele der Probleme Symptome sind, die die Zivilisation als Ganzes betreffen. Dazu kommt, dass sie im Laufe des Reformierungsprozesses nie an Gewicht verlieren, im Gegenteil ihre Auswirkungen nehmen zu.

Lassen Sie uns beispielsweise solche Übel wie AIDS betrachten, oder die Epidemie der Drogensucht, des Alkoholismus, der konstant anwachsenden Kriminalisierung der Gesellschaft, des Terrorismus, der unaufhörlichen Weiterverbreitung von Massenvernichtungswaffen, der Umweltverschmutzung usw. Die erfolgreiche Verhinderung und Lösung solcher und ähnlicher Probleme ist kaum möglich, ohne ihren wahren Ursprung zu kennen. Ich werde es direkt sagen: wir sind davon überzeugt, dass die wahren Ursachen in der Tatsache begründet liegen, dass die gegenwärtige Art und Weise des wirtschaftlichen Handelns der Menschheit völlig überholt und unbrauchbar geworden ist. Erforderlich ist eine ganz und gar humanistische Neu-Organisation des sozialen Organismus. Die Schwierigkeit allerdings liegt darin, dass für ein Realisieren einer derart revolutionären Transformation ein rechtes Verständnis im öffentlichen Bewusstsein vonnöten ist, welches derzeit fast nirgends vorzufinden ist. Meisten falls fehlt ein solches Verständnis sogar unter den Mitgliedern der verschiedenen „humanistischen" Bewegungen. Insofern stellt die Verfügbarkeit von qualitativ ausreichend informierten Menschen die allerwichtigste Aufgabe dar, die nur von einer humanistisch orientierten politischen Organisation auf nationaler Ebene gelöst werden kann. Dasselbe trifft zum Wohle einer humanistische Zukunft auch für die internationale Ebene zu.

Später werde ich auf die Diskussion der Gründe zurück kommen, die unserem Wunsche zugrunde liegen, die HPR offiziell zu installieren - doch zuvor möchte ich auf das eingehen, was wir unter System-Krise der Zivilisation verstehen. Diese Auffassung unterscheidet unsere Position einerseits deutlich von der Position der hohlen Worte eines so genannten Internationalen Humanismus der Siloisten und bringt uns andererseits in die Nähe der Globalisierungskritiker.

Im Programm der HPR, das seit 1990 nicht verändert wurde, fehlt jeder Hinweis auf ein Wort wie System-Krise der Zivilisation. Die diesbezüglichen Probleme werden dort im Zusammenhang mit der globalen Krise angesprochen. Später (in meinen schriftlichen Arbeiten und Reden) wurde die Unterschiedlichkeit dieser beiden Begriffe wie folgt herausgearbeitet

Die globale Krise repräsentiert den Komplex aller Krisen-Phänomene auf der Erde und ihrer nahen Peripherie im Weltraum, die durch ein menschliches ökonomisches Handeln verursacht werden, das nicht nur für die Menschheit sondern für die gesamte Biosphäre gefährlich ist. Einige Beispiele für solche anthropogene Phänomene sind: die laufend zunehmende Umweltverschmutzung, der Treibhaus-Effekt, der Abbau der Ozonschicht, das Risiko einer plötzlichen atomaren Katastrophe, das die Weiterverbreitung nuklearer Waffen begleitet.

Die Mehrheit unserer ausländischen Kollegen neigen dazu, diese und andere Probleme unserer mangelnden Fähigkeit zu zuschreiben, die Dinge richtig zu organisieren und das macht sie glauben, die Situation ließe sich dadurch bereinigen, dass wir alles effektiver organisieren. Wir sind diesbezüglich weniger optimistisch, da wir davon ausgehen , dass die globale Krise durch eine Krise der Zivilisation verursacht wird, die immer weitere Probleme mit sich bringt, wenn sich nicht Grund legend etwas verändert. Von welcher Art Krise sprechen wir?

Die Schüler von Marx lassen seit 150 Jahren nicht nach, darauf hinzuweisen, dass die kapitalistische Form von Produktionsbeziehungen längst aufgehört hat, mit dem aktuellen Zustand der Produktivkräfte überein zu stimmen und diese gar behindert. Wir teilen ihre Meinung, obwohl wir zu anderen Konsequenzen und Schlussfolgerungen hin tendieren. Es schaut ohnehin alles viel einfacher aus, wenn wir die Tatsache akzeptieren, dass die gegenwärtige Zivilisation auf dem Prinzip der „Profitabilität" begründet ist, nach dem die Produktion nicht der Befriedigung menschlicher Bedürfnisse dient, sondern dem Verkauf von Produkten und dem Profit daraus. Und es ist genau dieses Prinzip, das in einem scharfen und ständig wachsenden Konflikt mit dem tatsächlichen Niveau der Entwicklung der menschlichen Zivilisation steht.

Aufgrund meines Berufs und wegen der Kürze der Zeit werde ich nur den medizinischen Aspekt des Problems berühren - in Beziehung zu der Krise des Menschlichen. Im Wettbewerb untereinander mussten die Produzenten von Waren und Dienstleistungen schon immer nach neuen Wegen der Interaktion mit den Kunden suchen. Auf jeden Fall jedoch müssen wir im Auge behalten, dass die Anzahl der natürlichen Bedürfnisse der Menschen und ihr Ausmaß begrenzt sind. Von daher sind die Warenproduzenten im Laufe der Entwicklung der Zivilisation und des Wachstums der Märkte gezwungen, immer weiter jenseits der natürlichen Begrenzungen des Menschlichen vorzudringen. Leider ist eine solche Verletzung der menschlichen Natur möglich und sie findet auf verschiedenen Wegen satt. Einer davon ist die Produktion von Gütern, deren neuartige Qualität (um den Käufer anzulocken) auf unterschiedlichen Denaturierungen beruht. Der Verbrauch hochgradig denaturierter Waren, speziell von Nahrung, vergrößert die Wahrscheinlichkeit, Gesundheitsprobleme zu verursachen, da solche Waren in krassem Widerspruch zu natürlichen menschlichen Fähigkeiten stehen, die sich über Jahrmillionen in einer natürlichen Umgebung herausgeformt haben. Um mit eigenen Augen zu erfahren, dass die Masse moderner Güter diesem Bild entspricht, reicht beim Besuch des Supermarkts schon ein Blick auf deren Inhaltsstoffe.

Ein weiterer ungesunder Trend der Erweiterung des Markts ist die Produktion von Gütern und Dienstleistungen, die darauf abzielen, abnormale, d.h. von vorn herein ungesunde Bedürfnisse zu befriedigen. Solche sind z. B. Alkohol, Tabak, Drogen, psychodelische Musik. Der immer weiter wachsende Konsum solcher Produkte mündet schließlich in eine Pandemie jeweiliger Gesundheitsstörungen.

Eine besonders morbide Seite des Wettbewerbs ist die krankmachende Deformierung des Menschen selbst. Dies wird deshalb in besonderem Ausmaße möglich, weil im Gegensatz zu den Bedürfnissen aller anderen Spezies die menschlichen Bedürfnisse geprägt werden können, da sie nicht angeboren sind. Schon vor langer Zeit wurde diese Möglichkeit entdeckt und der Wettbewerb hat es weiter gezeigt, dass, sobald ein gewisses Verlangen nach einem bestimmten Produkt geformt ist, dieses Produkt quasi außer Konkurrenz im Vergleich zu anderen Waren steht, es wird schließlich als einziges gekauft. Aufgrund dieser Zusammenhänge investieren die Produzenten heute Unsummen von Geld in die Prägung der Verbraucher-Bedürfnisse zum eigenen Vorteil. Da, wie wir es schon erwähnt hatten, die Märkte längst die Grenzlinien der menschlichen Norm überquert haben, wird dieses Geld zumeist dafür ausgegeben, völlig abnormale Bedürfnisse zu wecken. Aufgrund des Massencharakters dieses Phänomens wurde das Erziehen der jungen Generation zur Prägung von zunehmend abnormalen Konsumenten, d.h. zu kranken Menschen. Dieses Problem scheint mir eine zentrale Stellung in der Verschlimmerung der Krise der menschlichen Natur einzunehmen.

Es gibt einen weiteren Grund zur Besorgnis: Die Produktion gefährlicher Güter führt neben einer psychischen Deformierung bei anderen auch zur Erniedrigung der Menschlichkeit bei denjenigen, die in diesem Prozess aktiv sind. So verwundert es nicht mehr, je weiter das geht, dass nur noch entmenschlichte Wesen von dieser Zivilisation zu profitieren scheinen. Unzweifelhaft stehen wir vor einer tiefen und fatal gefährlichen Krise der Menschheit, so dass es keine Zeit zu verlieren gilt. Die HPR wurde mit dem Ziel gegründet, Menschen mit einem präsenten Gefühl für Verantwortung sowohl hier bei uns im Land wie auch im Ausland auf die humanistische Alternative zum gegenwärtigen Zustand der Dinge zu konzentrieren.

Ich möchte Ihre Aufmerksamkeit auf den politischen Aspekt dieses Zusammenhangs richten. Ich beziehe mich auf die politische Situation, die eine offizielle Implementierung der HPR notwendig macht. Erstens gibt es eine ganz offensichtliche Dehumanisierung links gerichteter politischer Kräfte: wenn es vor 5-6 Jahren noch Hoffnung auf „Humanisierung" einiger KPdSU Gruppen gab, gibt es heute für solche Hoffnung keinen Anlass mehr. All diese Gruppen stehen fest auf der Plattform der materialistischen Zersplitterung und haben, zwangsläufig, keinerlei Ambitionen, sich mit der spirituell-psychologischen Perspektive einer humanistischen Transformation der kommenden Gesellschaft zu beschäftigen.

Wenn eine dieser Parteien an die Macht kommt, kann nichts anderes als eine Rückkehr zum Totalitarismus erwartet werden, eine solche Entwicklung ist unter den Bedingungen der System-Krise der Zivilisation wahrscheinlich. Anhand der jüngsten Regierungswahlen hat es sich gezeigt, dass die Mehrheit an die Gruppen der ehemaligen KPdSU ging. Von daher ist es klar, dass trotz der Nähe unserer Position zur kommunistischen Idee, wir diesen Kommunisten entgegenstehen müssen.

Eine weitere Gefahr wurde bei derselben Dumawahl offensichtlich: die wachsende Popularität national-sozialistischer Ideen. Die LDPR, die National-Sozialistische Partei, kam auf den dritten Platz.

Unsere historische Erfahrung zeigt uns klar, dass beide Trends, der kommunistische wie auch der national-sozialistische, keine Zukunft haben. Die humanistische Transformation ist nur in einer freien Gesellschaft auf der Basis einer universellen menschlichen Verbundenheit möglich. Unsere Partei zielt auf die Vereinigung des politisch aktiven Teils unserer Bevölkerung, der sich speziell um die Idee der menschlichen Würde und der Freiheit bemüht. Zusammenfassend will ich nun die Fragen streifen, die im Laufe meiner Rede aufgekommen sein sollten.

Die erste Frage, die aufkommt, ist die Frage, weshalb die Partei „Humanistische Partei" heißen soll, wo doch ihre Ideologie offensichtlich wenig mit der der Humanistischen Internationalen und der Mehrheit anderer humanistischer Parteien gemein hat? Das ist einfach: wir erachten unsere Ideologie als wahrhaft humanistisch und fühlen uns nicht gezwungen, falschen Klischees zu folgen.

Es gibt dazu genügend Gründe für uns. Der hauptsächliche ist historisch: zur Zeit der Gründung unserer Partei war die Lage in Russland sehr ähnlich zu der Lage im Europa der frühen Renaissance. Das war nun mal die Zeit, als der Humanismus geboren wurde. Es ist bekannt, dass dieses neue Weltbild als Resultat eines neuartigen Verstehens der menschlichen Natur aufkam, den Studia Humanitatis eng verbunden, die durch ein Wiederbeleben des Interesses progressiver Menschen an den frühen und griechischen Kulturen gekennzeichnet waren. Diese konzentrierten sich darauf, dass eine Person dazu fähig sei, seine oder ihre eigene Zukunft zu schaffen. Diese neue Ideologie hob die Größe menschlicher Existenz hervor, die Macht seines Verstands und seines Willens, die hohe Zielgerichtetheit auf diese Welt. Sie forderte die traditionelle Schichtung der Klassen-Gesellschaft heraus, und war darauf aus, den Menschen aufgrund seiner persönlichen Qualitäten zu bewerten und nicht aufgrund seiner Stellung in der Gesellschaft. Tatsächlich war der Humanismus der Renaissance das Gegenstück zur Scholastik des Mittelalters.

Unser Konzept war sehr ähnlich formuliert. Die Gründungsruppe der HPR trat zunächst Anfang der 80er Jahre in Erscheinung. Unser tiefes Interesse an der menschlichen Natur und ihren Fähigkeiten brachte uns zusammen. Es begann mit der Schule Psychischer Kultur (analog zu den Studia Humanitatis) aus der später der Leningrader Klub der Psychischen Kultur wurde. Damals war er als LKPK (Abkürzung des Namens der Organisation auf Russisch) bekannt.

Betrachtete man die menschliche Natur, so konnte man nicht umhin festzustellen, dass diese in eklatantem Konflikt mit der gängigen Ideologie und dem damaligen politischen System befand, da diese beiden die Grund legende menschliche Tugend - die der Menschlichkeit verletzten. Sobald wir die Chance bekamen, unseren politischen Willen zu bekunden, stellten wir uns konsequenterweise der akademischen kommunistischen Ideologie und der KPdSU mit nichts anderem als genau dieser Menschlichkeit entgegen. Von daher wurde unsere Partei respektvoll 'humanistisch' genannt. Das also ist die Antwort auf den ersten Teil der Frage.

Weiterhin möchte ich folgendes betonen: da heutzutage die Bezeichnung ‚Humanismus' eine breite Anwendung in Bezug auf eine Ideologie findet, die mit der unseren nicht übereinstimmt (ich beziehe mich auf den weltlichen, säkularen Humanismus) und wir keine Lust verspüren, uns bei jeder Gelegenheit in unnötige Diskussionen zu verstricken, ziehen wir es vor, uns selbst als Authentizisten zu bezeichnen und unser humanistisches Weltbild als Authentie oder Authentizismus.

Diese Bezeichnung nun hat schon eine längere Geschichte, die wir sie bereits vor der Gründung der HPR benutzen. Sie hat folgenden Hintergrund: bei der Auseinandersetzung mit der menschlichen Natur kamen wir zu der Einsicht, dass ein harmonisches Entwickeln das Verwirklichen des Prinzips voraussetzt, mit sich selbst im Einklang zu sein - das Authentizitätsprinzip. Später fanden wir beim Beschäftigen mit sozio-politischen Problemen heraus, dass dieses Prinzip auf jede Form sozialer Gemeinschaft anzuwenden ist. So kann man das Weltbild, das auf dem Prinzip der Authentizität beruht, auch Authentie oder Authentizismus nennen. Entsprechend dieses Prinzips setzt das harmonische Entwickeln der Zivilisation voraus, dass ihre Organisation mit dem Niveau des Entwicklungsstands ihrer Produktivkräfte (was wiederum auf der Linie von Marx liegt) korrespondieren sollte und auch das harmonische Entwickeln eines beliebigen Landes sollte mit seinem jeweilig einmaligen Charakter übereinstimmen.

Unser Widerspruch zur Humanistischen Internationale (Humintern) ist prinzipieller Natur. Für uns liegt die Grenze in der geistigen Natur des Menschen. Im Gegensatz zu unseren Gegenspielern bei Humintern erachten wir Spiritualität als die bei weitem wichtigste Qualität der menschlichen Natur. Was für eine Art von Humanisten sind denn diese? Diese „Humanisten" haben die menschliche Natur einfach beschnitten.

Glücklicherweise wird unsere Sichtweise auch von anderen übernommen: erstens gibt es viele geistig orientierte humanistische Gruppierungen, zweitens finden sich auch in der immer stärker werdenden globalisierungskritischen Bewegung immer mehr Teilnehmer, denen klar ist, dass der Ausweg aus der Zivilisationskrise nur in einer anderen geistig-spirituellen Denkungsart liegen kann. Wir sind prinzipiell für Mitarbeit mit all jenen Kräften offen, die für eine Belebung des Ideals menschlicher Harmonie eintreten und die eine entsprechende Gesellschaft aufbauen wollen, die wir dann humanistisch nennen.

Noch eine unvermeidbare Frage. Worin sehen wir den humanistischen Weg zu einer sozialen Transformation?

Da jetzt weder der rechte Zeitpunkt noch hier der richtige Ort ist, dieses Thema auszuweiten, möchte ich nur sagen, dass in Übereinstimmung mit unserem Verständnis von humanistischer Transformation diese eine Einigkeit innerhalb der Zivilisation voraussetzt. Diesbezüglich treten wir in Übereinstimmung mit unserer humanistischen Perspektive für eine allseitige Integration der Menschheit ein. Die größte Bedrohung dieser humanistischen Perspektive liegt in der mutwilligen Zerstörung nationaler Kulturen bei gleichzeitigem Aufpfropfen der hässlichen, krankhaften Massenkultur us-amerikanischer Prägung. Deren Ausbreiten muss mit allen Mitteln verhindert werden. Und welche Mittel stehen uns in diesem Fall und anderen zur Verfügung? Die Antwort muss heißen: alle legalen Mittel.

Antworten zu Publikumsfragen:

Da der Humanismus als Antithese zur christlichen Gelehrtheit entstand, sollte er als atheistische Ideologie betrachtet werden?

Dem stimmen wir nicht zu: Die Mehrheit der Humanisten zur Zeit der Renaissance waren Christen. Als solche neigten sie dazu, die Studia Humanitatis, die am Menschen orientierte Wissenschaft, nicht als Gegensatz zur Studia Divinitatis, der Wissenschaft des Göttlichen, zu betrachten, sondern als deren Ergänzung. Ihr Weltbild enthielt eine harmonische Synthese christlicher Glaubensbekenntnisse, antiker Weisheit und weltlicher Annäherungsweisen an verschiedene Wissensbereiche. Ja, der Gegenstand der Kultur der Renaissance war anthropozentrisch, doch wurde der Mensch als spirituelles Wesen erachtet. Der atheistisch geprägte Humanismus trat erst viel später als Ergebnis des Kampfes zwischen weltlicher Wissenschaft und Kirche auf, er stellt nichts anderes dar, als eine radikale Form, in der wesentliche Merkmale zugunsten des Formalen einfach vergessen wurden. Der wahre Humanismus - und das möchte ich betonen - ist ein Paradigma, das auf den Menschen in der Ganzheit all seiner Facetten abzielt, von denen die wichtigste die seines Geistes darstellt. Dieser spirituellen Natur ist es zu verdanken, dass der Mensch frei ist und fähig, das Universum in seiner Komplexität zu verstehen. Und das unterscheidet ihn von allen anderen Wesen.


Die Systemkrise der Zivilisation und ihre Überwindung

Sergej Petrowitsch Semenov, St.Peterburg 1.5. 2004 - (english)

Die unterschiedliche Charaktere des Auditoriums berücksichtigend, möchte ich mit einigen Schlüsseldefinitionen beginnen.

Der erste Begriff, den es zu definieren gilt, ist der der „Globalen Krise". Er ist für diese Konferenz namensgebend. Bis vor 10 Jahren bestand noch keine Notwendigkeit, klare Grenzen zwischen den unterschiedlichen Kategorien der menschgemachten Phänomene der globalen (d.h. den Planeten als Ganzes betreffend) Krise auszumachen. Auf unseren Konferenzen bezieht sich der Begriff „Globale Krise" auf sämtliche dieser Phänomene. Die Verschlechterung der aktuellen Lage macht es neuerdings notwendig, zwischen „Globaler Krise", „Systemkrise der Zivilisation" und „Krise der Menschheit" zu unterscheiden.

Den Begriff Globale Krise benutzen die meisten Autoren heute in Bezug auf die Biosphäre bedrohende Krisenphänomene. Um einige dieser Phänomene zu nennen: globale Erwärmung, „Treibhaus-Effekt", sogenannte Ozon-Löcher - Löcher in der Ozonschicht, die den Planeten vor Strahlung schützen soll, ständig anwachsende Umweltverschmutzung, Waldsterben und die Bedrohung durch nukleare Katastrophen. Einige dieser Phänomene beruhen auf Sorglosigkeit und Kompetenzmangel auf Seiten der Wirtschaftsakteure zusammen mit einem Fehlen notwendiger Koordinierung ihrer Aktivitäten auf planetarer Ebene. Der andere, größere Anteil des Problems ergibt sich aus den Phänomenen, die aus der tiefgehenden Systemkrise der Zivilisation resultieren. Für uns steht diese Krise im wesentlichen Zusammenhang mit der globalen. Es wäre in unseren Augen fehlleitend, die biosphärischen Probleme ohne diesen Bezug zu erörtern.

Ich werde den Begriff „System-Krise der Zivilisation" unter Hinweis auf die Totalität der gefährlichen Erscheinungen benutzen, da diese unkorrigierbare Fesseln gegenwärtiger Organisation der Menschheit darstellen und auf die Notwendigkeit verweisen, diese Situation zu ändern. Einige dieser Erscheinungen bedrohen entweder die Menschheit als Ganzes oder aber bestimmte Gesellschaften oder Gesellschaftsschichten. Andere sind gefährlich für Leben und Gesundheit. Zusammen beschreiben sie eine humanitäre Krise, die Krise der menschlichen Natur.

Die Aspekte der System-Krise der Zivilisation sind zu zahlreich, um sie in einer Abhandlung zu erörtern. Ich hoffe, dass eine Großzahl in den Vorträgen dieser Konferenz angesprochen wird. In meinem Vortrag möchte ich einige wesentliche Merkmale der System-Krise nennen.

- ein verabscheuungswürdiges politisches System basiert auf der scharfen Trennung zwischen reich und arm. Diese wird einerseits durch Verwirrung mit Hilfe der Massen-Medien aufrecht erhalten, anderseits durch direkte Polizei und Militärmacht.

- die Verbreitung von Massenvernichtungswaffen und die damit zusammenhängende Bedrohung eines plötzlichen Weltkriegs.

- Entwicklung und Gebrauch von modernen biologischen Waffen im internationalen Kampf.

- Polarisierung der Zivilisation: reiche high-tech Länder auf der einen Seite und arme Länder, die die Rohstoffe liefern, auf der anderen. Die Mehrheit der Bevölkerungen der armen Länder hat weder Zugang zu moderner Technologie und Ausbildung noch zu gesunder Ernährung. Der Status Quo wird durch Vernichtung nationaler Kulturen wie auch durch bewaffnete Macht aufrecht erhalten.

- Die kommerzielle Deformation und die Krise der Produktion nutzen jegliche wissenschaftliche und technologische Entdeckung nur einseitig im Sinne des Profits der Machthaber gegen das Wohlergehen der Menschen.

- kommerzielle Deformation und Kulturkrise bestehen aus:

-- Aufpropfen perverser Massenkultur mit der Wirkung von Degeneration der Persönlichkeit und Unterentwicklung bester menschlicher Fähigkeiten;

-- Kompetenzkrise mit der Folge einer immer größer werdenden Lücke zwischen Spezialwissen als Grundlage moderner fortgeschrittener Technologien und allgemeiner Schulausbildung;

-- Krise des Weltbilds im Zusammenhang mit Individualismus, Absurdität und Mangel an Spiritualität;

-- Kultur der „Bestien": Einimpfen der Vorstellung vom „menschlichen Raubtier" mit der Charaktersitik von Grausamkeit, Aggresion und Tötungsbereitschaft;

-- Verbreiten von Horror und Gewalt;

-- Kommerzielle Deformation und Krise von Wissenschaft, Kunst und Literatur.

 

Wie sie sehen, ist die Liste der Begleiterscheinungen der Systemkrise der Zivilisation längst nicht vollständig.

Im weiteren Verlauf meines Vortrags werde ich mich vornehmlich auf die Phänomene der Krise der menschlichen Natur konzentrieren. Doch zunächst nochmals zum Begriff der Systemkrise der Zivilisation.

Meine Analyse steht unter dem Blickwinkel der „Authentie". Da viele der Zuhörer mit dieser Betrachtungsweise nicht vertraut sein werden, möchte auf einige Grundlagen eingehen.

I - Das grundlegende Prinzip des Konzepts der Authentie ist das Prinzip der Authentizität, d.h. im Einklang zu sein mit dem eigenen Selbst. Demnach kann das Leben jedweden Wesens (sei es Person oder Zivilisation) nur dann sicher und gesund sein, wenn es in Übereinstimmung steht mit seinen natürlichen Fähigkeiten und einer entsprechenden Organisation seiner selbst. Wenn die Lebensweise im Widerspruch zu den Fähigkeiten steht, resultiert daraus unausweichlich Krankheit und ein eklatanter Widerspruch kann sogar den Tod bewirken.

II - Ein weiteres Merkmal der Authentie besteht darin, das Leben als quantifizierten Prozess zu sehen, als stufenweise Entwicklung aller Lebenwesen. Ihre strukturelle Organisation ist auf den unterschiedlichen Ebenen nicht dieselbe. Erinnern wir uns daran, wie verschieden Schmetterling, Kokon, Raupe, Ei die unterschiedlichen Stadien der Metamorphose des Insekts sind. Bei Insekten und anderen Lebewesen, deren Lebensweise durch Instinkt, d.h. angeborene Verhaltensweisen, bestimmt ist, ist eine Dissonanz zwischen Lebensweise und Morphologie kaum vorstellbar. Beim Menschen und seinen sozialen Gemeinschaften ist dies nicht nur möglich, sondern aus verschieden Gründen fast unvermeidbar. Es ist nämlich so, dass Homo Sapiens hauptsächlich von Erfahrungen motiviert ist, die über Generationen tradiert werden. Diese können sowohl krankmachend wie auch vorteilhaft sein. Die Summe aller Erfahrung der modernen Zivilisation oder Kultur enthält einen erheblichen Anteil an pathogenen Erfahrungen, sowohl die verschiedenen Lebensaspekte des Einzelnen betreffend wie auch diejenigen von Lebensgemeinschaften. Dieses Problem habe ich in meinen Arbeiten breit angesprochen, von daher gehe ich zum nächsten Merkmal über.

III - Das Wesentliche dieses Prinzips ist, dass der Übergang von einem Stadium zum nächsten durch Krise verwirklicht wird, in deren Tiefe ein revolutionärer Strukturwandel stattfindet. Im Verlauf einer solchen Transformation stirbt ein erheblicher Teil grundlegender Elemente der alten Struktur ab. Da nun einmal Menschen die grundlegenden konstituierenden Elemente sozialer Organismen sind, sind soziale Revolutionen von menschlichem Massensterben begleitet.

Dies sind also die drei Basisprinzipien der Authentie, auf denen das Verständnis der weiteren Ausführungen beruht.

Nun einige Worte zu unserer Motivation, an sozialen Aktivitäten teilzunehmen und zu unseren Zielen. Es ist wichtig hierüber zu sprechen, denn unsere Bewegründe unterscheiden sich erheblich von denen anderer humanistischen Organisationen. Es erklärt auch, warum wir bislang so wenig zahlreich sind, wobei ich das für kein Problem halte, solange unsere Organisation Gleichgesinnte vereint, die ihre Ziele kennen und auch die Perspektiven ihrer Arbeit.

Was sind also unsere Motive? Für den Authentisten, d.h. der Authentie inhärent, stellt das menschliche Wesen mit seinen spirituell-psychologischen Fähigkeiten, die eine Entwicklung zu unsterblichen Wesen ermöglichen, den höchsten sozialen Wert dar. Von daher treten wir für eine Organisationsform ein, die ein volles Entfalten der spirituell-psychologischen Fähigkeiten ermöglicht. Ja, wir treten für eine humanistische Weltordnung ein! Dennoch steht Authentie nicht für unabhängig-freiwillige Entscheidungen: wir gehen davon aus, dass die humanistische Gesellschaftstranformation auf natürlichem Wege abläuft, und dass sie lediglich das Ergebnis der allgemeinen Entdeckung dieser Idee im kollektiven Bewußtsein bei gleichzeitiger Abwesenheit anderer Alternativen sein wird. Von daher zielen unsere sozialen Aktivitäten nicht auf Zersörung der bestehenden sozialen Organisation ab (die wir verabscheuen und als im Verfall begriffen betrachten). Wir konzentrieren unsere Träume und unseren Willen auf die Pflege spirituell-psychologischer Bedingungen, die für die humanistische Transformation notwendig sind. Von daher wird es klar, dass wir weder den gleichen Weg mit denen gehen, die Humanismus auf Hilfe für arme Menschen reduzieren, noch gemeinsam gehen mit militanten Atheisten oder religiösen Fanatikern und auch nicht mit anderen Revolutionären, die einem Liberalismus anhangen.

Unser Vertrauen in die Unabänderlichkeit der humanistischen Transformation basiert auf dem Erkennen der tiefen Krise der heutigen Zivilisation. Aufgrund dieser Erkenntnis ist klar, dass die hauptsächlichen Verfallserscheinungen menschlichen Lebens einen gemeinsamen Nenner haben: das Prinzip der Profitabilität, auf dem die existierenden Gesellschaftsformationen beruhen, hat längst aufgehört mit dem jeweilgen wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Niveau der Entwicklung zu korrespondieren. Heute ist der Mensch auf globaler Ebene zu Aktivitäten fähig, die der Profitabilität unterworfen völlig unakzeptierbar sind, da sie unausweichlich in Katastrophen enden, nicht nur für die Menschheit sondern für die Biosphäre insgesammt. Das ist nicht verwunderlich, denn die Profiterwirtschaftung unterliegt dem Wettbewerb, d.h. der Kollision und dem Kampf untereinander, der in Abwesenheit moralischer Begrenzungen auf die Zersörung des Gegners hinausläuft. Internationale Kriege, der sogenannte Krieg gegen den Terror und auch alle anderen Kriege sind nichts anderes als Fortsetzung des Wettbewerbs. Im Bestreben, uns gegenseitig zu zerstören, verwandeln wir jegliche wissenschaftliche Entdeckung in Waffen und folglich in Potenziale der Selbstzerstörung der Menschheit. Es wird klar nachviollziehbar, dass Nuklearphysik, Gentechnologie und moderne Informationswissenschaft zu diesem Ziel beitragen.

In meinen Vorträgen werde ich nicht müde, auf ähnlich gefährliche Strömungen der Krisenprogression hinzuweisen:

- Denaturierung der kommerziellen Produktion;

- Produktion von Gütern und Dienstleistungen, die abnorme, d.h. primär ungesunde Bedürfnisse befriedigen;

- Degradierung der menschlichen Persönlichkeit zu bloßen Verbrauchern.

Ohne ins Detail zu gehen, ist der Kern des Problems folgender:

Konfrontiert mit endlosem Wettbewerb suchen die Warenproduzenten und Dienstleister nach immer neuen Wegen der Interaktion mit den Konsumenten. Jedoch sind sowohl die Anzahl wie auch das Ausmaß natürlicher menschlicher Bedürfnisse begrenzt. Von daher erscheint es nur verständlich, dass im Laufe der Entwicklung der Zivilisation und dem Wachstum der Märkte die Poduzenten dazu neigen, sich immer weiter jenseits der natürlichen Begrenzungen menschlicher Bedürfnisse vorzudrängen. Leider ist das Verletzen der menschlichen Natur möglich und es geschieht auf vielfältige Art und Weise.

Eine davon ist die Denaturierung der kommerziellen Produkte. Das Wesentliche dieser Erscheinung liegt in der Tatsache, dass Verbrauchswaren allgemein und Nahrung im Besonderen graduell immer unnatürlicher werden. Da sich der menschliche Organismus jedoch im Verlauf von Jahrmillionen in seiner natürlichen Umwelt geformt hat, ist nur natürliche oder natur-identische Nahrung ungefährlich. Verbrauch dessen, was nicht konsumiert werden sollte, resultiert in Krankheit. Leider neigt die moderne Produktion dazu, Nahrung zu denaturieren, d.h. Nahrung wird ihrer eigentlichen Eigenschaften beraubt. Das ist leicht verständlich: befangen im Wettbewerb, müssen die Produzenten sich durch immer neuere Unterschiede ihrer Produkte abgrenzen. Zunächst war das positiv, als Qualität noch das Ziel von Wettbewerb war. Doch dann wurde dazu übergegangen, die Eigenschaften natürlicher Produkte zu verändern und heute ist dies die Hauptzielrichtung. So kam es dazu, dass eine begrenzte Anzahl ganz natürlicher Produkte in eine schier unüberschaubare Anzahl moderner Produkte transformiert wurde. Es mag nach Fortschritt ausschauen, ist es tatsächlich aber nicht, denn die meisten Zusätze, die der Unterscheidung dienen, sind nicht nur ohne Wert für den menschlichen Körper, sondern schädigen ihn darüber hinaus. Moderne high-tech Nahrung besteht aus jeder Menge sog. Additive. Die Gefahr jedes einzelnen Zusatzes für sich genommen, mag vernachlässigbar sein, zusammen genommen jedoch beeinflussen sie die Körperfunktionen und verursachen Krankheit.

Ein anderer gefährlicher Trend der Markterweiterung ist die Produktion von Gütern und Dienstleistungen, die abnorme, krankhafte Bedürfnisse befriedigen. Solche sind z.B. Drogen, Alkohol, Tabak. Ihre ständig zunehmende Produktion und der wachsende Verbrauch verursachen auf der einen Seite zunehmende Abhängigkeiten und auf der anderen eine krasse Zunahme von Fehlfunktionen wie Lungen- und Speiseröhrenkrebs, koronare Herzkrankheit, Raynauld'sche Krankeit, Leberzirrhose und viele andere.

Eine besonders fatale Entwicklung aufgrund des Wettbewerbs ist die Verformung des Menschen zum Konsumenten. Das wird dadurch möglich, dass menschliche Bedürfnisse im Gegensatz zu denen anderer Lebewesen geformt werden können und nicht angeboren sind. Diese Möglichkeit mag lange schon bekannt sein, doch machte der Wettbewerb deutlich, dass sobald ein Bedürfnis für ein bestimmtes Produkt erzeugt wird und es sich von anderen unvergleichbar unterscheidet, nur noch dieses gekauft wird. So kommt es, dass Produzenten ungeheure Summen in Werbung einsetzen, um den Konsum zu ihrem Vorteil anzukurbeln. Der Markt hat längst die Grenzen menschlicher Norm überschritten, so werden diese Gelder dazu eingesetzt, abnorme Bedürfnisse zu schaffen. Wegen des Massencharakters diese Phänomens werden in wachsendem Ausmaße krankhafte Verbraucher, zunehmend kranke Menschen geformt. Heututage ist dies überall nachweisbar:

- Ersatz realen Lebens und wirklicher Werte durch Zeitvertreib als Lebensziel;

- individualistische Deformierung der emotionalen Sphäre mit Degradierung des Mitgefühls, der Menschlichkeit und Einheit (Liebe);

- individualistische Deformierung der zwischenmenschlichen Beziehungen, wobei der Partner nur noch zur Selbstbefriedigung dient;

- Schaffen immer weiterer unnatürlicher Bedürfnisse;

- Orientierung der jungen Generation auf eine „Virtuelle Realität", die Traum-Industrie (Internet, Computerspiele, Video etc.);

- Herausdrängen aus den Begrenzungen der eigenen menschlichen Norm ins Krankhafte.

Alles in allem sind wir mit einer akuten, tiefgründig krankhaften Krise der menschlichen Natur konfrontiert: Liberalismus, die vornehmliche Ideologie moderner Gesellschaft basierend auf den Prinzipien von Freiheit und Individualismus dient als ideologischer Deckmantel und Werkzeug der Rechtfertigung für die gegenwärtige Ordnung.Tatsächlich ist dieser Liberalismus nur ein allgemein akzeptierter Schutzmechanismus vor dem Stachel des Schuldgefühls. Denn falls ein Mensch den anderen tatsächlich als Bruder betrachten würde und ihn lieben würde, wie würde er ihn durch gefährliche Produkte schädigen wollen, ihn verderben, vergiften wollen mit Alkohol, Drogen, Tabak, ihn töten? Aber, sobald jeder Einzelne nur noch auf egoistische Interessen achtet, werden all diese Dinge möglich. Warum ist das so? Wenn das Prinzip der Freiheit, unbegrenzt und ohne Ordnung, als Liberalismus verstanden wird, dann kann mit allen nicht verbotenen Mitteln nach Reichtum gestrebt werden. Und indem einem individualistischem Mittelpunkt gefrönt wird, werden jegliche moralischen Tabus abgeräumt. Durch einen wissenschaftlich-technischen Fortschritt, der schneller als die Gesetzgebung voranschreitet, steigen die Chancen zur gegenseitigen Verletzung rapide. Allein der individualistische Standpunkt als solcher ist bereits krankhaft. Wer glaubt, komplett isoliert von anderen zu sein, glaubt bereits an etwas Absurdes. Von da ist es dann nicht mehr weit zu anderen Ablenkungen wie Tabak, Alkohol, Drogen, Psychopharmaka - jedes Gift wird akzeptiert.

Egal, welche Perspektive wir wählen, die meisten der akuten Probleme heutiger Gesellschaften wurzeln im Profitprinzip, dem Rückgrad moderner Zivilisation. Folglich ist die Krise, vor der wir stehen und an der wir teilhaben, eine Systemkrise und ihr Überwinden verlangt nach kompletter Re-Organisierung des sozialen Organismus. An dieser Stelle taucht die Frage auf: „Was für eine Art von Krise ist dies?"

Um meine Antwort hierauf zu verstehen, muss gesehen werden, dass die Zivilisation ein lebendiger Organismus ist. Natürlich können wir sie als wirtschaftliches System erachten oder auch noch anders. Es ist aber ein grober Fehler, zu übersehen, dass die menschlichen Komponenten lebendiger Natur sind - so wie die politischen Kräfte dies allüberall tun, weil sie keine Ahnung von Biologie haben.

Die hauptsächlichen Arten von Krisen biologischer Systeme sind:

- Alterskrisen bei Übergängen von einem Altersstadium ins nächste;

- Krisen als Symptome verschiedener Krankheiten;

- Todeskampf

Zu welcher dieser Krisen zählen wir die Krise der modernen Zivilisation? Die meisten Kollegen glauben, dass die Zivilisation lediglich etwas ungesund sei und so glauben sie, dass diese Situation durch einfache Heilkuren zu verbessern sei. Auch wenn sie von Krise sprechen, meinen sie doch, es sei nur das Signal einer sozialen Schwäche. Wir hingegen sind der Meinung, wie ich schon sagte, dass die heutigen höchst akuten Probleme in einem gemeinsamen Grund an der Basis dieser Zivilisation zu finden sind. Das heisst, wir haben es entweder mit einer Alterskrise zu tun oder aber mit einem Todeskampf. Es gibt keinen triftigen Grund, von den letzten Grenzen der Menschheit auszugehen. Natürlich besteht ein hohes Risiko zum Tode oder zum Untergang, dennoch ist dies nicht vorbestimmt. Wenn ich diese Epoche manchmal als apokalyptisch bezeichne, dann bezieht sich dies auf diese Zivilisation und nicht auf die Menschheit als solche.

Authentie ist eine optimistische Weltsicht: wir sind uns sicher, dass die Systemkrise der modernen Gesellschaft eine Alterskrise ist, die Krise des Erwachsenwerdens, die in eine humanistische Transformation übergeht. Das strahlende humanistische Morgen wird kommen, obwohl dieses Licht augenblicklich noch kaum zu sehen ist und die kommenden Jahre wohl noch einiges an Verschärfung der Krise mit sich bringen werden. Ich glaube, dass Millionen von Mitmenschen sterben werden. Das ist die pessimistische Seite meiner ansonsten optimistischen Voraussicht. Ich sehe die Gründe und Mechanismen für Massensterblichkeit klar vor Augen. Unsere Konferenz ist nicht der Platz, die Gefahren im Einzelnen zu diskutieren, aber die Grundlinien, die auf Massensterben verweisen, müssen überdacht und öffentlich gemacht werden.

Eine der Hauptlinien sind Genozid und Schäden am Genom. Da die modernen Technologien vor Durchbrechen von keinerlei Grenzen biologischer Organisation zurückschrecken, trifft der moderne Wettbewerb zunehmend die Zellstrukturen und das Genom. Die Beeinflussung subtilster Lebensprozesse wird sowohl im Sinne offenen Kampfes wie auch zu dem Zweck benutzt, weitere Konsumenten zu rekrutieren.

Was den Kampf angeht, verweise ich auf Afrika, dem an Mineralien extrem reichen Kontinent, dessen Bevölkerungen AIDS zum Opfer fallen... die Pandemie der Drogensucht hilft, sich von „Unnützen" zu befreien... Ausbrüche bislang unbekannter Erkrankungen wie SARS bezeugen, dass die Entwicklung nicht-kriegstechnischer Methoden des Genozids im Sinne bestimmter menschlicher Gemeinschaften offen finanziert werden...

Bezüglich der Denaturierung von Nahrung und die damit verbunden Gesundheitsrisiken für Verbraucher liegen die Dinge ganz offen: da die Produzenten sich nur an existente Regeln und Normen halten müssen, sind die Möglichkeiten durch Kombinierung technischer Neuerungen praktisch unbegrenzt. Auch ist die Kombination von für sich allein genommen womöglich harmloser Zusätze längst nicht erforscht und von daher potenziell gefährlich. Vom Standpunkt der Zytologie, der Wissenschaft von den Zellen, ruiniert sich die heutige Gesellschaft durch Aufnahme tausender Substanzen, die es in natürlicher Umgebung während der Entwicklung des Homo Sapiens nie gab. Allein die mehr als zehntausend Medikamente. Man stelle sich nur einen Einzeller vor, dem solche Mengen fremder chemischer Substanzen beigesellt werden und man kann sich ausmalen, wie sich die Zellen der heutigen Menschen fühlen. Erwähnt werden muss auch der Stress, unter dem die genetischen Syteme in dieser Situation stehen, so dass das Risiko genetischer Anomalien von Jahr zu Jahr steigt. Auch müssen wir wissen, dass die meisten Mutationen latent bleiben und wir nur einen Bruchteil von ihnen bemerken, d.h. in Realität ist die Situation noch komplizierter. Heute kommt schon kaum noch ein gesundes Baby zur Welt...

Alles in allem sind Schäden am Genom und verschiedene Formen von Genozid die offensichtlichsten Ursachen für das Massensterben der Mitmenschen in allernächster Zukunft.

Offensichtlich ist auch eine Zunahme an Krankheiten, die auf dem sich verschärfenden Widerspruch zwischen genetisch vorgesehenen Fähigkeiten des Menschen und seinem Lebenstil beruhen. Speziell ist dies der verschärfte Gegensatz zwischen den zellulären und organischen Ebenen struktureller Organisation. Der Mensch setzt sich aus Zellen zusammen, was die modernen Lebensweisen unberücksichtigt lassen: der Mensch versteht sich selbst als Makro-Organismus, der dem Interesse seiner Zellen keine Bedeutung beimisst. Vom Wohlergehen dieser mikrokosmischen Wesen hängt jedoch auch seine eigene Gesundheit ab. Eine solche Einstellung wächst auf dem Boden des Individualismus und falsch verstandener Freiheit. Sogar die Forschung zu neuen Nahrungszusätzen unterliegt dieser Fehleinschätzung: die Abwesenheit von schädigender Wirkung auf Körper oder Gewebe wird als Zulassungskriterium zugrunde gelegt und nicht die Wirkung auf die einzelne Zelle. Und doch weiss jeder kompetente Biologe, dass die Gefahr für den Körper und die Gefahr für eine Zelle nicht annähernd dasselbe sind. Zum Beispiel sind viele Nervengifte in solchen Dosierungen tödlich für den Menschen, die auf die metabolischen Prozesse der einzelnen Zelle praktisch keinen Einfluss haben. Andererseits haben manche Substanzen, die für einige Zellgruppen gefährlich sind, keinerlei feststellbar pathologischen Effekt auf den Körper als Ganzes. Sollten sie deshalb breite Verwendung finden dürfen? Meiner Ansicht nach sollten die Kriterien bezüglich der Toxizität deutlich verschärft werden, um krankmachende Wirkungen auszuschließen. Doch sollten sich Spezialisten um dieses Feld bemühen. Unsere Aufgabe ist es daruf hinzuweisen, dass der Mensch der zellulären Ebene seiner Organisierung nicht widersprechen darf, ohne Gefahr zu laufen, krank zu werden. Der akute Charakter dieses Problems zeigt sich in den verschiedensten nachgewiesenen gefährlichen Risiken all der Substanzen, die längst in breitem Gebrauch sind.

Eine spezielle Richtung des Massensterbens ergibt sich aus psycho-somatischen Erkrankungen, d.h. aufgrund solcher Erkrankungen, die ihre Ursache primär in psychologischen Faktoren haben. Viele weitverbreitete chronische Krankheiten fallen unter diese Gruppe. Da hier nicht der richtige Ort zur Diskussion spezieller psycho-pathologischer Mechanismen der Krankheitsentstehung ist, will ich hier nur auf das Wesentliche hinweisen.

Es ist weithin bekannt, dass Menschen dazu neigen, sich nicht nur mit anderen Menschen zu identifizieren, sondern auch mit sozialen Organisationsformen. Wenn sich ein Mensch nun vornehmlich mit einer Organisationsform im krankhaften Krisenzustand identifiziert, werden deren innewohnende Widersprüche zu seinen eigenen und führen zu krankmachenden Prozessen. Zwei spektakuläre Geschichten alternder Präsidenten sollen hier als Beispiel dienen: Jeltsin und Reagan.

Reagan stellte die Verkörperung us-amerikanischen Militarismus dar. Als Schauspieler konnte er sich nicht der Identifizierung mit der selbstgeschaffenen Situation entziehen. Die Aggression gegen andere kam als Autoaggression zurück. Das Ergebnis war seine Alzheimer Erkrankung, die aus diesem arroganten Politiker einen lebendigen Toten machte.

Ein anderes anschauliches Beispiel ist die Geschichte von Jeltsin, der als Vollstrecker dieses großen Landes fungierte und es innerhalb weniger Jahre in den Zustand der Dekadenz brachte. Ein Beweis der Ernsthaftigkeit dieses Politikers ist seine eigene persönliche Dekadenz, wie sie in aller Welt innerhalb derselben Zeit empfunden werden konnte.

Ich denke, es braucht keine weiteren Beispiele, um das Prinzip deutlich werden zu lassen: Identifizierung mit einer Struktur, die sich in krankhafter Krise befindet, resultiert in Krankheit und Tod. Leidenschaftliche Helden sozialer Systeme, die von einem Sinn für Hass infiziert sind, egal in welcher Form und unabhängig vom Objekt des Hasses, können sich der Autoaggression nicht entziehen. Warum ist das so? Die aggressiven Emotionen sind an das Bild eines Feindes gebunden, der als subjektives Phänomen tatsächlich aber Teil des Aggressors eigenen Selbsts ist. Das funktioniert folgendermaßen: je stärker der Hass gegenüber dem Gegner, um so destruktiver die Wirkung auf die vom Hass besessene Person. Und es muss kaum noch bewiesen werden, dass Wettbewerb heutzutage einen realen Kampf um Leben und Tod darstellt. In dieser Situation totalen Hasses kann selbst ein Wort aus christlicher Überlieferung kaum etwas ausrichten: „Liebet euere Feinde".

Die Verinnerlichung sozialen Hasses verursacht einen weiteren noch wichtigeren psychologischen Mechanismus der Selbstvernichtung. Das Entscheidende ist folgendes: Aggression als Grundhaltung aktiviert natürlicherweise das Bild eines universellen Feindes. Heutzutage ist dieses Bild zusammen mit ähnlichen anderen vielfach unter den Rollen populärer Helden in Filmen und Büchern vertreten. Jedoch, auch ohne an die Möglichkeit seiner realen Existenz zu glauben, sollte der durch diese Vorstellung verursachte Schaden nicht ignoriert werden, denn der psychologischen Wirkung kann sich niemand entzíehen. Diese Vorstellung vom Feind macht das Individuum sensibel und offen für jegliche aggressiven Einflüsse der Umwelt. Speziell gefährlich ist die Identifikation mit dem Bösen, dem Dekadenten. Es ist bekannt, dass entsprechende Kulte immer mehr Zulauf finden. Solche Menschen sind besonders gefährdet, da sie sich mit dem Gegenpol zum Leben identifizieren. Sie verletzen ihre Natur, zerstören sich selbst.

Das heutige Geschehen erhellt vielfach die Feststellung, dass eine Epoche der Vernichtung all derer ansteht, die an krankhaften sozialen Organisationsformen und Erscheinungen anhaften.

Zusammenfassend will ich kurz darauf eingehen, was in einer solch schwierigen Situation zu tun ist. Wir sehen unser strategisches Ziel im Wegbereiten zu neuen Organisationsformen. Eine neue Zivilisation entsteht, indem die todgeweihte kommerzielle Zivilisation profitsüchtiger aggressiver Individualisten vergeht und einer Zivilisation Platz macht, die auf spiritueller Einigkeit beruht. Die Formierung dieser neuen Zivilisation vollzieht sich im Inneren der bereits existierenden und ihre Mitglieder sind selbstverständlich keine Außerirdische sondern unsere Mitmenschen. Humanus spiritualis, der spirituelle Mensch ist im Werden begriffen.

Um diese Transformation zu ermöglichen, ist es notwendig:

- all diejenigen zu unterstützen, die die soziale Ursache ihrer eigenen Probleme und Krankheiten erkennen und die ihre Lage verbessern wollen;

- die bereits existierenden Mittel effizienter Hilfe weiterentwickeln und verbessern;

- Verbreiten des wahrhaften Wissens zur spirituell-psychologischen Natur des Menschen und zu seiner Entwicklung auf ein unsterbliches Wesen zu;

- Verbreiten dieser Ideen bis in die Wohnungen der Menschen und Verständlichmachen der Unvermeidbarkeit der humanistischen Transformation;

- Verständlichmachen der kommenden Weltordnung

Angesichts der aufgelisteten Aufgaben sollte es vorrangiges Ziel der Koalition sein, Psychologen, Psychotherapeuten, Lehrer und soziale Fachkräfte zur Mitarbeit zu bewegen. Als Ziel dieser und der nächsten Konferenzen, die hoffentlich jährlich stattfinden werden, erachte ich es, das allgemeine Bild der Gegenwart zu aktualisieren und in die kollektive Psyche einzubringen. Möge die morgige Diskussion fruchtbar sein, ein „brainstorming" auf der Basis der heutigen Beiträge. In diesem Sinne wünsche ich unserer Konferenz einen vollen Erfolg!


siehe auch: Humanistische Aktion
EMANZIPATION HUMANUM


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